Das Automobil ist zum Fetisch für Politik, Wirtschaft und Verbraucher geworden. Zeit für einen Paradigmenwechsel.
Wer öffentliche Diskussionen bei Themen rund um das Automobil in Deutschland verfolgt, weiß dass mit dem gemeinen deutschen Autofahrer nicht zu spaßen ist. Seit Jahrzehnten tun Verbände ihren Anteil daran, den Autofahrer als Melkkuh der Nation und permanentes Opfer der Verkehrspolitik zu stilisieren. Dabei könnte nichts falscher sein. Schon lange orientiert sich die Politik an den Bedürfnissen der Autofahrer und Automobilhersteller. Verkehrspolitik in Deutschland ist zumeist Politik für das Auto. Eine Verkehrswende ist nicht in Sicht.
Jüngstes Beispiel ist die Affäre um manipulierte Abgaswerte beim deutschen Volkswagen-Konzern. Aber es ist nicht nur Volkwagen. Bei Autos anderer Hersteller weichen die Abgaswerte im alltäglichen Fahrbetrieb ebenfalls deutlich nach oben ab. Wirkliche politische Konsequenzen hat der bandenmäßige Betrug nicht.
Das Problem heißt Stickstoffdioxid
Währenddessen ersticken zahlreiche Städte in Deutschland an Stickoxiden. In Stuttgart lag 2016 der Jahresmittelwert bei Stickstoffdioxid (NO2) mit 82 Mikrogramm (µg) pro Kubikmeter (m³) mehr als doppelt so hoch wie der erlaubte Grenzwert von 40 µg/m³. Dabei ist es zwar in Stuttgart am schlimmsten, in vielen anderen Städten sieht es aber nicht besser aus.
Während die Belastung mit Feinstaub und Ozon in den vergangenen Jahren zurück ging, stieg die Belastung mit Stickoxiden deutlich an. Daher ist der Stuttgarter „Feinstaubalarm“ eine PR-Katastrophe, die den Verantwortlichen in der Diskussion um die Fahrverbote nun auf die Füße fällt. Zwar ist die Belastung mit Feinstaub in Stuttgart ebenfalls ein großes Problem, doch nur der geringste Teil stammt aus Autoabgasen. Eigentlich müsste es „Stickoxidalarm“ heißen.
Wir vergiften uns selbst
Stickoxide sind giftig. Sie bereiten in erster Linie Menschen mit Asthma schwere Probleme. Sie können aber auch bei gesunden Menschen zu Kopfschmerzen führen, greifen die Atemwege an und verursachen Schlaganfälle. Hauptquelle für Stickoxide ist der Straßenverkehr und da vor allem Dieselautos. Anders als Kohlendioxid ist Stickstoffdioxid nicht geruchslos. Es ist ein stechend chlorähnlich riechendes Gas. Da es sich in Bodennähe anreichert, ist die Konzentration auf Höhe von Kindernasen nochmal deutlich höher als bei der Messung in drei Metern Höhe.
Die Deutsche Umwelthilfe hat vor Verwaltungsgerichten in ganz Deutschland Städte und Länder darauf verklagt, Maßnahmen zu ergreifen, die Luftschadstoffwerte einzuhalten. Gleichzeitig drohen Strafzahlungen an die Europäische Union in Millionenhöhe. Auf Druck des Verwaltungsgerichts Stuttgart haben die Stadt Stuttgart und das Land Baden-Württemberg nun reagiert und als eine von vielen Maßnahmen ab 2018 Fahrverbote an Tagen mit hoher Luftbelastung für den Stuttgarter Talkessel und Teile von Zuffenhausen sowie Feuerbach für Dieselfahrzeuge ohne Euro 6/VI angekündigt.
Nun kocht die Volksseele. Denn für viele Autofahrer ist das Recht immer und überall mit dem Auto hinfahren zu dürfen, ein vermeintlich höheres Rechtsgut als Artikel 2, Satz 2 in unserem Grundgesetz – das Recht auf körperliche Unversehrtheit.
Das falsche Lied vom sauberen Diesel
Der Verband der Deutschen Automobilindustrie und sein Cheflobbyist Matthias Wissmann sowie einige Chefs der deutschen Automobilindustrie wie Dieter Zetsche wettern reflexartig gegen die politischen Maßnahmen zum Schutz der Menschen in den Städten. Dabei sind diese Maßnahmen auch ein Resultat ihres eigenen Versagens. Die Landesregierung bemüht sich um Schadensbegrenzung und singt nun das Lied vom sauberen Euro 6-Diesel – hängen doch im Ländle mehrere Tausend Jobs am Dieselmotor. Auch die Bundesregieurng stimmt in den Chor ein. Dabei sind die Euro 6 Pkw im realen Betrieb immer noch Stickoxid-Schleudern.
So kontakarriert die Landesregierung ihre eigene Politik und läuft Gefahr, dass die Fahrverbote nicht die gewünschten Effekte zeitigen. Sie unterminieren damit die Legitimation dieser im Prinzip richtigen und wichtigen Maßnahme. Vielmehr müsste der Druck auf die Hersteller steigen, noch schneller weg vom Diesel und hin zum Elektroauto zu kommen. Das kann aber nicht gelingen, wenn sich die Landespolitiker an einer Werbekampagne für Euro 6 Diesel beteiligen. Müssten auch diese Fahrzeuge in wenigen Jahren aus den Städten verbannt werden, fühlten sich die Autokäufer ein weiteres Mal von Herstellern und Politik hinters Licht geführt. Denn noch vor eineinhalb Jahren waren Diesel mit Euro 5/V Stand der Technik – ab 2018 gelten für sie Fahrverbote. Die klare und ehrliche Ansage an die Verbraucher müsste daher lauten: Kauf keinen Verbrenner mehr, sondern mach auch du Druck auf die Hersteller, dir endlich ein brauchbares Elektroauto anzubieten.
So wird mal wieder eine Chance für die Verkehrswende vertan. Wobei das Elektroauto natürlich nicht die Antwort auf alle Probleme ist. Was wir vielmehr brauchen, ist ein Ende des Primats des Automobils in Deutschland.
Niemand hat die Absicht das Auto zu verbieten
Das bedeutet nicht, das Autofahren zu verbieten, die Straßeninfrastruktur von jetzt an verkommen zu lassen oder Autobahnen zu Rad- und Wanderwegen umzufunktionieren. Aber wir müssen uns endlich ernsthaft und konstruktiv der Diskussion stellen, wie viel Auto es wirklich braucht. Dabei darf es aber nicht zu einer Verbotsdebatte kommen.
Wie schwierig die Diskussion werden wird, zeigt sich am oben genannten Beispiel zu den Fahrverboten in Innenstädten. Obwohl die Abgase von Dieselautos die eigene Gesundheit und die der Mitmenschen extrem gefährden, ist die Akzeptanz für eine solche Maßnahme in der Minderheit.
Aber auch andere Beispiele zeigen die Schwierigkeit der Diskussion: Obwohl nachweißlich überhöhte und unangepasste Geschwindigkeit mit die häufigste Unfallursache Deutschland ist, rumort die Autofahrerseele bei Diskussionen um allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzungen – paradox, denn eine Mehrheit in Deutschland ist für ein allgemeines Tempolimit. Dabei zeigen mehrere Studien, dass die Zahl der Verkehrstoten mit einem Tempolimit auf der Autobahn sinken würde. Nur zur Erinnerung, jeden Tag kommen in Deutschland neun Menschen im Straßenverkehr ums Leben. Trotzdem wäre ein allgemeines Tempolimit vermeintlich politischer Selbstmord für jede Regierung. Aber wäre es das wirklich?
Straßenverkehrshackordnung
Wird irgendwo ein Radweg gebaut oder gar der heilige Autostraßenraum für andere Verkehrsmittel beschnitten, dauert es nicht lange bis ein Fundamentalautomobilist sich über grüne Ideologiepolitik – egal aus welcher politischen Richtung die Maßnahme eigentlich kommt – echauffiert und deutlich macht, dass das Auto in der Straßenverkehrshackordnung ganz oben stehe und dort gefälligst zu bleiben habe. Sachliche Argumente, wie dass ein guter öffentlicher Nahverkehr die Verkehrsbelastung senken kann und dass bessere Wege für Rad- und Fußverkehr die Lebensqualität in einer Stadt deutlich verbesseren, stoßen da auf taube Ohren.
Bevor sich der gemeine deutsche Autofahrer – und natürlich auch die gemeine deutsche Autofahrerin – in die U-Bahn setzen, in den Bus einsteigen oder kurze Strecken auf dem (Elektro-)Fahrrad oder per Pedes zurücklegen, verbringt er oder sie lieber ein Vielfaches der Zeit im eigenen Auto.
Wir müssen endlich aufhören jedes Mal zurückzuzucken, wenn Herr Wissmann, Herr Zetsche oder Herr Müller das Ende des Abendlands einläuten, weil jemand etwas gegen die weltweit unvergleichliche Vormachtstellung des „heiliges Blechles“ sagt. Schon als die ersten Städte die Dreistigkeit besaßen, Fußgängerzonen einzurichten, hat die Automobilindustrie und der gemeine Autofahrer vom Ende der Welt gejammert. Die Einzelhändler sahen ihr nahes Ende, weil es niemand zuzumuten sei, mit etwas anderem als dem Auto direkt vor ihren Laden zu fahren. Für viele Einzelhändler naht nun tatsächlich das Ende – die Schuld liegt aber sicher nicht an Fußgängerzonen.
Den Autofetischisten nicht die Diskussion überlassen
Wir müssen nicht nur eine nachhaltigere und menschenfreundlichere Verkehrspolitik einfordern, sondern die Regierenden dann bei der Umsetzung unterstützen und den Autofetischisten nicht die Diskussion überlassen. Wir müssen uns selbst fragen – und da schließe ich mich nicht aus – welche Wege wir vielleicht ohne Auto zurücklegen können.
Es geht dabei nicht darum die Automobilität per se zu verteufeln. Wir sollten bei der Diskussion uns nicht auf das Niveau der militanten Autofahrer begeben. Vielmehr geht es darum, den verschiedenen Verkehrsmitteln ihren angemessenen Raum zu geben und damit aufzuhören, alles um das Auto herum zu planen. Schnellstraßen machen Innenstädte nicht attraktiver und lebenswerter. Ein Park, Fuß- und Radwege und ein sauberer Nahverkehr dagegen schon.
Die Zukunft liegt in der Multimodalität – also für jeden Weg das richtige Verkehrsmittel zur Verfügung zu haben und auch nutzen zu können. Profitieren würden am Ende alle.
18 Kommentare
Sehr schön geschrieben. Es täte uns gut, mal einen Blick nach z.B. Dänemark, dort insbesondere: Kopenhagen zu richten.
Dieses Problem sollte man von einen Weltweiten Blickwinkel betrachten, was ist schon Dänemark im vergleicht zu den Weltweiten Markt.
Ein guter Anfang würde ich sagen.
Guter Artikel. Allerdings bin ich der Meinung, dass die autonomen Fahrzeuge so gut sein werden dass wir kein Tempolimit brauchen werden.
Am liebsten wären mir wenn fünf Arten von Fahrzeugen mit sofortiger Wirkung aus unseren Strassen verschwinden: G-Klassen die mit einem Rad auf dem Gehweg parken. Schwarz-Weisse Scooter mit Rennauspuffen die am Anschlag drehen. Deutsche Fahrzeuge mit Klappenauspuffen. Zweitakt-Piaggo-Lieferwägelchen die die Kfz-Steuer umgehen. Oldtimertraktoren die zu Veteranentreffen tuckern.
So gern ich bei Ihnen bin, was die „SUV-isierung“ unserer Straßen betrifft, jedoch muss ich sagen, dass Oldtimerfahrzeuge eine kleine Minderheit des Fahrzeugbestandes ausmachen und ich denke, so wenig wie man Dampflokfahrten verbieten möchte, so traurig wäre es, andere alte Fahrzeuge zu untersagen.
Ich bin sehr für eMobilität aber technische Historie am Leben zu halten hat einen ideellen Wert, keinen wirtschaftlichen mehr – sehr bildlich gesprochen käme es einem Verbot von Schokolade gleich, im Massen gegessen ist die schlecht, in kleinen Portionen sehr lecker und bereichert das Leben, ohne große Auswirkungen zu haben.
Tja, gute Argumente. Nur was nützen die, wenn die politischen Entscheidungen von denen getroffen werden, denen diese am Arsch vorbei gehen. Ein schlauer Kopf hat mal gesagt:
„Erst wenn das Volk in der Sache entscheidet, geht es um die Sache selbst“
Wir haben keine echte, sachunmittelbare Demokratie, sondern ein billiges Kasperletheater mit „freien Wahlen“ bei der wir bestimmen dürfen welche Puppen in Berlin auf der Bühne herumhüpfen dürfen – sonst haben wir nichts zu melden. Bislang ist die (direkte) Demokratie noch von jedem Politiker (bis auf den einen von dem obiges Zitat stammt) verraten worden, egal welche Partei.
Aber wer keine (direkte) Demokratie fordert und sich mit „freien Wahlen“ und Jammerlappenkultur über „die da oben“ zufrieden gibt, der darf sich nicht wundern, wenn seine Argumente denjenigen die die Entscheidungen treffen (und das sind nicht die Politiker – siehe George Carlin Best 3 Minutes) am Arsch vorbei gehen.
Dabei würde ein Blick über den nationalen Gartenzaun in die Schweiz genügen. Aber an so sozialistischen Verhältnissen wie eine Rentenversicherung in die alle(!) einzahlen und es eine Mindest- und eine Höchstrente gibt, daran kann ja in Dunkeldeutschland ja auch niemand wirkliches Interesse haben, ebensowenig wie an ein Tempolimit wie in der Schweiz. Gibt es die Schweiz eigentlich noch? Die muss doch schon an der (direkten) Demokratie zugrunde gegangen sein.
Dieser Beitrag spricht mir aus dem Herzen. Verkehrspolitik sollte alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt einbeziehen. Dies beinhaltet ebenfalls kein generelles Auto-Bashing sondern einen sachlichen Umgang mit den Notwendigkeiten der Menschen. Da kann ich nur zustimmen.
Man kann schon einiges für sich persönlich von dem, was Jana sagt, umsetzen. Auch ganz ohne große Politik. Nicht jeder natürlich, aber der Eine oder die Andere schon.
Ich tanze auf allen Hochzeiten, was den Vorteil hat, sich auch gut in die jeweilig andere Fraktion hineinversetzen zu können.
Tägliches Pendeln mit Rad und Bahn, bei hässlichem Wetter bleibt das Rad zuhause und die Zoe bringt mich zum Bahnhof.
Auf’s Auto verzichten möchte ich nicht, ich kann damit alles erledigen, wo Rad und ÖPNV zu umständlich wird.
Aber gerade ab Frühjahr bis in den späten Herbst bleibt das Auto schonmal die ganze Woche stehen. Im Winter ereilt allerdings mein Rad dieses Schicksal und die Zoe darf sich mit Matsch und Salz im Bergischen auseinandersetzen.
Ich mache das schon seit Jahrzehnten so. Das Rad hält mich fit, das Auto flexible.
Ich denke, dass geht schon in die Richtung, die hier angedacht ist.
Starker Artikel! Danke!
Die Automobilindustrie hat eine starke Lobby, keine Frage. Abgase sind gesundheitsschädlich, auch korrekt. Was mich bei solche Diskussionen häufig stört, sind diese Pauschalisierungen…
Da wird von „bandenmäßigem Betrug“ gesprochen und gleich die ganze Automobilindustrie damit betitelt. Da sind Fahrzeughersteller schuld, dass dicke SUV auf den Straßen unterwegs sind. In dieser Form könnte man noch einiges aufzählen, was so an „Argumenten“ aufgeführt wird.
Was würde denn passieren, wenn wir ab heute jedes Jahr zusätzliche 10% der neu zugelassenen Fahrzeuge durch Fahrzeuge mit E-Antrieb substituieren würden (…also dieses Jahr 10%, nächstes Jahr 20%, übernächstes Jahr 30% der neu zugelassenen FZ)?
Wir würden unser blaues Wunder erleben. Leider nicht im positiven Sinne…
Infrastruktur und Arbeitsplätze sind hier die Stichworte. Ich stimme zu, dass unsere Politik das zu zaghaft angeht. Mich befremdet, dass in die Schmuddelecke geschoben wird, wer nicht kritiklos ohne Einschränkungen für elektrifiziertes Fahren ist.
Und die dicken SUV werden auch niemand von der Automobilindustrie aufgezwungen, die Menschen entscheiden sich tatsächlich aus freien Stücken dafür.
Damit kein falscher Eindruck entsteht:
Ich bin begeisterter Fahrer einer Renault Zoe. Und ja, ich arbeite in der Automobilindustrie…
Ich arbeite ebenfalls in einem Ingenieursdienstleister für die Autoindustrie und wir merken aktuell sehr wohl die Einsparungen des VW Konzerns gerade wegen des Abgasskandals deutlich.
SUVs werden vom Kunden gekauft, ja, Waffen würden sicher auch vermehr gekauft werden, sofern wir eine weit lockerere Gesetzgebung hätten.
Liberal gesprochen regelt die Nachfrage das Angebot, vernünftig ist dies jedoch nicht immer und man muss sich fragen, in wie weit wir große (überdimensionierte), schwere Autos, die viel verbrauchen aber nicht voll genutzt werden, wirklich benötigen, wäre eine SUV-Luxussteuer nicht ein guter Ansatzpunkt? Und jeder der nachweißlich land- oder forstwirtschaftlichen Zweck geltend machen kann, wird davon befreit.
Um aber nochmals auf meinen Eingangssatz zurück zu kommen, gerade diese Aufschiebe- und Verschleierungstaktik unserer Arbeitgeber gefährdet in meinen Augen Arbeitsplätze, eine feste Quote oder ein festes Datum ab da an keine Verbrennunger neu zugelassen werden, mit entsprechender Vorlaufzeit (oft wird von 2030 gesprochen) würden Anreize schaffen und unsere Zukunftsfähigkeit bewahren.
Kaum einer schafft eine Prüfung, wenn er sich am Tag davor hinsetzt, darum braucht man ein festes Zeitknotingent zum Lernen, um erfolgreich und vorbereitet die Herausforderung zu bestehen.
Vielen Dank für den klasse Artikel Jana, eine Menge toller Denkansätze. Hier stellt sich meiner Meinung nach immer ein bisschen die Frage nach der Henne und dem Ei. Die Politik muss die Meinung der Mehrheit des Landes vertreten und das ist auch gut. Aktuell will die Mehrheit der Deutschen noch kein Elektroauto und deshalb ist es auch nicht die Pflicht der Politik einen Wechsel zur Elektromobilität zu erzwingen. Eine interessante Frage ist nun von welcher Seite angegriffen werden muss. Sind die Hersteller in der Pflicht das Angebot zu verbessern um die Nachfrage zu steigern oder muss durch politische Werkzeuge die Nachfrage erhöht werden, worauf hin das Angebot verbessert wird. Wahrscheinlich gibt es auch hier nicht nur Schwarz und Weiß, sondern die berühmte goldene Mitte. Ich glaube ein Lösungkonzept wäre, wenn die Politik die Hersteller in die Pflicht nimmt stärkere Umweltschutzbedingungen einzuhalten, was das Interesse der Mehrheit ist, woraufhin diese das Angebot verbessern und somit auch die Nachfrage steigt.
Liebe Grüße
EmoTecs
„Die Politik muss die Meinung der Mehrheit des Landes vertreten und das ist auch gut. Aktuell will die Mehrheit der Deutschen noch kein Elektroauto und deshalb ist es auch nicht die Pflicht der Politik einen Wechsel zur Elektromobilität zu erzwingen.“
Muss die Politik nicht auch die Bürger vor ihrer eigenen Dummheit schützen ?
z.B. Anschnallplicht, Helmpflicht für KRAD-Fahrer u.s.w (wollte auch keiner)
Und wenn ihnen die Kosten für das Gesundheitswesen über den Kopf steigen… was passiert?
Man könnte ja die Steuern erhöhen – anstatt die Verbrenner so unattraktiv zu machen, dass sie keiner mehr haben will. Vielleicht ist ja auch der Leidensweg eines mit Stickoxiden vergifteten Menschen so kurz, dass man Kosten Sparen kann.
Der Artikel ist gut lesbar geschrieben und beschreibt die Problematik und die einzig richtige Richtung der Entwicklung.
Bin heute Morgen mit Zug/Bus die 15 km zur Arbeit gekommen, sonst gerne ganzjährig abwechselnd mit Fahrrad und eBike, selten mit eAuto oder als Mitfahrer per Ride-Sharing App flinc.org.
Eine de-carbonisierte Mobilität schreckt mich nicht, sie ist auch keine ferne Zukunft: ich lebe sie schon heute. Und spare mir das Fitness-Center und Spaziergänge/Wanderungen, deren wohltuende Effekte ich schon auf dem Weg zur Arbeit erleben darf.
Eine eAuto-Quote halte ich ebenfalls für ein Mittel der Wahl, aber die Flottenemissionsgrenzen der EU tun es auch (2021 95g CO2/km, 2025 65-70 g CO2/km, 2030 ???).
Der Bürger ist sauer wegen des Versagens der Politik. Einerseits gibt es den genormten Fahrzyklus auf dem Prüfstand (wie real der auch sein mag) und andererseits gibt es die Luftqualität in den Städten. Beides sind gesetzliche Vorgaben, die schon seit Jahren nicht mehr zusammenpassen – und die Politik tut nichts. Es gibt keinen Betrug der Automobilindustrie, sie macht genau das, was gesetzlich vorgeschrieben ist – der uns gewählte Gesetzgeber versagt und deshalb entscheiden jetzt die Gerichte. Man sollte bei der E–Mobilität aber nicht denselben Fehler machen wie bei den Diesel: Der Strom wird ja keineswegs umweltfreundlich erzeugt, da wir keinen Ökostrom im Überfluss haben. Für jeden zusätzlichen Stromverbraucher muss auch zusätzlicher Strom erzeugt werden und der kommt dann aus Kohlekfraftwerken. Und das noch für sehr lange Zeit, wenn man sich die Ausbaupläne für Wind/Solarenergie anschaut. Das E-Auto verlagert nur den Auspuff vom Auto zum Schornstein auf dem Land. Lokal ein Gewinn, global ein Nachteil, wenn man sich die CO2-Bilanz ehrlich betrachtet. Hier wird dieselbe Augenwischerei betrieben wie Jahre zuvor bei den Diesel, bis irgendwann ein Umweltverband klagt, weil beim eAuto die CO2-Bilanz geschönt ist. Wer wirklich etwas für die Umwelt tun möchte, fährt mit Gas. Kleine Moleküle, die sauber zu CO2 und H2O verbrennen ohne Feinstaub, ohne Stickoxide. Und bei gleicher Motorleistung weniger CO2 als ein eAuto. Aber das will leider keiner hören….
Hallo Rolf,
der Erdgasantrieb ist in der Tat eine Alternative zu Benzin oder Diesel. Aber leider kann er mit dem E-Auto nicht mithalten. Denn Strom ist erneuerbar. Gas nur mit einem unvergleichlich größerem Energieaufwand. Jeder der elektrisch fährt muss aber zu einem Energieversorger wechseln, der den Ausbau der erneuerbaren Energien aktiv vorantreibt. Etwa EWS, Greenpeace Energy, Lichtblick, Naturstrom oder die unzähligen Bürgerenergiegenossenschaften.
Auch mit dem dreckigen deutschen Strommix ist ein Elektroauto heute in Sachen CO2 besser als ein Benziner oder Diesel. Und dabei ist nicht zu vergessen, für die Förderung, Raffinierung und den Transport fossiler Brennstoffe braucht es ebenfalls jede Menge Energie.
2015 fielen im Strommix pro erzeugter Kilowattstunde (kWh) 535 Gramm CO2 an.
Ein Tesla Model S braucht 21 kWh / 100 km. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 11,235 kg / 100 km.
Ein vergleichbarer Audi A7 3,0 TDI braucht 8 Liter Diesel / 100 km. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 21,12 kg / 100 km.
Ein vergleichbarer Audi A7 3,0 TSFI braucht 11,8 Liter Benzin / 100 km. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 27,494 kg / 100 km.
Auch in der Mittelklasse ist diese Rechnung positiv für das Elektroauto:
eGolf (116 PS): 16,64 kWh / 100 km = 8,902 kg CO2 / 100 km
Golf Diesel (100 bis 130 PS): 5,56 Liter / 100 km = 14,678 kg CO2 / 100 km
Golf Benzin (100 bis 130 PS): 7,32 Liter / 100 km = 17,056 kg CO2 / 100 km
(Quellen: Umweltbundesamt, Spritmonitor.de)
Eine echte Verkehrswende in der Region Stuttgart kann es eigentlich nur noch mit dem massiven Einsatz von Seilbahnen mit hoher Transportkapazität geben:
– Busse stehen im selben Stau wie die Autos
– Seilbahnen brauchen nur einen Bruchteil der Infrastruktur und Platz von Bahnschienen
– Seilbahnen sind somit viel preiswerter und sicher auch (trotz „Verschandeln der Land-/Stadtschaft“) viel schneller genehmigbar als neue Schienenstränge
– Doppelmayr hatte sogar schon einen Stand auf der i-mobility dieses Jahr
– In Südamerika gibt es schon solche Seilbahn-Peoplemover, die Technologie ist bewährt und relativ preiswert. Nur Stromausfall und Sturm bedrohen den Regelbetrieb.