BMW tourt mit BMW i durch Deutschland und wirbt bei seiner betuchten Käuferschicht für Elektromobilität. In den letzten Jahren hat BMW mehrere Milliarden Euro in die neue Submarke BMW i und damit in die Elektromobilität investiert. Im November soll dann der erste Stromer aus Bayern beim Händler stehen.
Vor einigen Wochen hatte ich Post von BMW im Briefkasten. Eine exklusive Einladung für eine Veranstaltung mit dem Namen „BMW i im Dialog”:
Willkommen in der Welt von morgen:
Wir laden Sie herzlich zu einer exklusiven Veranstaltung und einer Reise in die Zukunft ein. Erleben Sie elektrisierende Momente mit prominenten Talkgästen und Experten zu den Themen Elektromobilität und Nachhaltigkeit.
Keine Frage, dass ich so eine Einladung nicht ausschlagen konnte. Da meine Zoe leider immer noch nicht da ist, bin ich also letzten Donnerstag mit dem Smart ED von Car2go zum Nordbahnhof in Stuttgart gefahren, wo in den Wagenhallen die Präsentation stattfinden sollte. Um so näher ich dem Nordbahnhof kam, desto länger wurde die Reihe an gehobeneren BMW-Modellen vor und hinter mir. Mit meinem kleinen geteilten Smart stach ich schon deutlich auf dem Parkplatz hervor. Auch das Fehlen von edlem Zwirn und teurem Schmuck hob mich ein wenig von dem übrigen Publikum ab.
BMW reichte Getränke und Häppchen. Der BMW i8 Concept und der BMW i3 Concept Coupé waren in schönstem Licht ausgeleuchtet zu bestaunen. Das i3 Concept Coupé sah dabei schon sehr nach Serienversion aus. Dabei kommt im November nicht das Coupé, sondern der Fünftürer auf den Markt. Offiziell hat BMW aber davon bisher nur die Studie gezeigt.
BMW präsentierte nicht nur die Fahrzeuge, sondern auch ihre Technik. Dabei ging es vor allem um die innovative Carbonstruktur des i3 und die Stromversorgung. Zwei Gefäße mit der gleichen Menge Stahl und Carbon machten den Gewichtsunterschied der beiden Werkstoffe deutlich. An einem anderen Stand war der Akku des i3 zu bestaunen. Das etwa 100 auf 160 cm große Paket enthält mehrere Lithion-Ionen Zellen, die voraussichtlich zwischen 25 und 30 Kilowattstunden speichern können. Offizielle Daten sind von BMW noch nicht zu bekommen.
Elektroautos für Anfänger
Dann begann um 20 Uhr die Präsentation. Als Promminenz hatte BMW den „rasenden” ehemaligen Grünen-Politiker Rezzo Schlauch sowie den Schauspieler und Dokumentarfilmer Hannes Jaenicke geladen. Zunächst gab es aber erst einmal eine Einführung in Sachen Elektromobilität von Henrik Wenders, dem Leiter des BMW i8 Produktmanagements.
BMW sei davon überzeugt, nicht nur zwei neue Autos erfunden zu haben, sondern die Automobilität neu erfunden zu haben. BMW glaube an die Elektromobilität und will sie auf die Straße bringen. Auch ein BMWi soll Freude am Fahren sein, so die Ankündigung von der Bühne. Das kann man den Herren vom bayerischen Autobauer auch gerne glauben. BMW scheint es wirklich ernst mit der Elektromobilität zu sein und betreibt sie nicht nur als Feigenblatt. Alleine in die Fertigung der Carbonkarosserie hat BMW 655 Millionen Euro investiert.
BMW hat mit BMW i bewusst eine Submarke für die Elektroautos gegründet. Mit seinen qualmenden Bekannten soll er nur das Fahrvergnügen gemein haben. BMW hat sich entschieden, sich auf das Wagnis Elektromobilität einzulassen. Denn, so BMW, es wird immer mehr Menschen geben die merken, dass wir ganz schnell reagieren müssen und wir nicht mehr weitermachen können wie bisher wenn wir nicht an unserem eigenen Dreck ersticken wollen. BMW will dafür die Produkte bereithalten.
Überzeugungsarbeit für ein völlig neues Produkt
Die Kernbotschaft des Abends war ganz klar: Der i3 ist ein Cityauto. Gebaut für die großen Städte des 21. Jahrhunderts. Oder wie es in Marketingsprech heißt „Megacities”. Also ist die Reichweite bei diesen Auto nicht die zentrale Frage. „Wie weit wollen Sie fahren?” War dann auch die ans Publikum gerichtete Frage. Diese Frage hat BMW auch versucht mit seinen ActiveE und E-Mini-Flotten zu beantworten. Das Ergebnis war, dass in der Sadt im Schnitt 44 Kilometer am Tag Gefahren werden, in der Spitze gut 90 Kilometer.
Wenn er gefragt werde, ob Elektromobilität nicht gefährlich sei, so Wenders, sage er immer: Stellen Sie sich vor, wir wären die letzten hundert Jahre elektisch gefahren. Dann käme ein Ingeneur der die Idee hätte, mit einem sehr gefährlichen Treibstoff mittels Explosionen Vortrieb zu erzeugen. Sprich den Verbrennungsmotor. Dagegen ist Elektromobilität nicht gefährlich. Ein Vergleich der doch etwas an einen Artikel hier erinnert.
BMW setzt bei der Herstellung des i3 in der ganzen Produktionskette auf Nachhaltigkeit. Carbon ist sehr energieaufwendig in der Herstellung. Aber ein Elektroauto, dass in der Produktion unmengen an CO2 produziert wäre nicht sehr nachhaltig. Daher wird das Werk Washington mit Strom aus Wasserkraft betrieben. In Leipzig kommt der Strom aus Windkraft. BMW kooperiert mit dem Ökostrom-Anbieter Naturstrom. Denn ein Elektroauto muss, wenn es ökologisch sinnvoll sein soll mit Strom aus regenerativen Quellen betankt werden.
Noch ein paar Fakten
Viel konkretes verrät BMW auch an diesem Tag nicht zum i3. Der Preis soll aber unter 40.000 Euro liegen, die Autobild meldete am Freitag dann einen Preis von 36.000 Euro. Für den Preis ist die Batterie dabei. Ein Batterieleasing wie bei Renault wird es bei BMW definitv nicht geben. Ab November soll der i3 dann beim BMW-Händler zu kaufen sein. Ein Insider erzählte mir am Rande der Veranstaltung, dass BMW sich auch Gedanken über günstige und attraktive Leasingangebote gemacht habe. Die Batterie bleibt vorerst ein Geheimnis. Wenders deutete auf der Bühne an, der Akku könne ja 30 Kilowattstunden haben. Nutzbar werden es aber in wirklichkeit weniger sein. Denn an der Schuko-Steckdose soll der i3 bei 230 Volt und 13 Ampere in acht bis neun Stunden aufgeladen sein. Das würde etwa 23 bis 25 Kilowattstunden entsprechen. Auch die Angaben, dass an einer Wallbox mit 4,7 Kilowatt in fünf Stunden geladen ist spricht eher für diesen Wert.
Schnellladen lässt sich der i3 nur mit Gleichstrom an sogenannten CCS-Ladesäulen. Derzeit gibt es in Deutschland genau eine. BMW will aber eine die A9 von München nach Leipzig und später weiter nach Berlin mit CCS ausrüsten. In Sachen Schnellladefähigkeit ist der i3 also noch der Zoe und auch dem Smart ED hinterher. Geben doch die meisten Typ-2 Ladesäulen 22 Kilowatt Wechselstrom am, mit dem diese Fahrzeuge einer Stunde auf 80 Prozent geladen werden können.
Kleine Lehrstunde in Sachen Ökologie
Dann kam die Prominenz zu Wort. Zuerst Rezzo Schlauch, der dann doch etwas stark am Skript hing und immer wieder auf den Text luken musste. Denn was dort auf der Bühne präsentiert wurde, war natürlich kein offenes Fragen und Antworten, sondern eine durchchoreographierte Präsentation in der jeder seinen Text hatte. Leider haben sie wohl vergessen den Text anzupassen. Die Veranstaltung feiere Premiere in Stuttgart, hieß es. Dabei war BMW i im Dialog schon am 17. Juni in Hamburg.
Mein persönliches Highlight des Abends war aber zweifelsohne der Auftritt von Hannes Jaenicke. Greenpeace Mitglied Jaenicke erklärt den Anwesenden, die größtenteils mit dicken BMWs gekommen sind, dass weiter mit diesen dicken Schlitten zu fahren „dumm” ist und erntet dafür Applaus. Selbst eine S-Klasse Hybrid oder ein Porsche Cayenne Hybrid seien nur ein pseudoökologischer Unfug. Aus Rücksicht auf den Gastgeber, nannte er den BMW 740 Hybrid nicht in der Aufzählung. „Leute kauft Ökostrom. 70 Prozent der Deutschen sind gegen Atomkraft, aber nur sieben Prozent bei einem Ökostromanbieter”, macht Jaenike die Diskrepanz von Denken und Handeln bei vielen klar. Der Schauspieler, Filmemacher und Buchautor hält ein starkes Plädoyer für den Schutz der Umwelt und den sorgsamen Umgang mit unseren Ressourcen. Das Publikum ist sicher kein grünes Wählerklientel oder das typische Greenpeace-Mitglied. Trotzdem klatscht der größere Teil. Einigen im Publikum schläft aber auch ordentlich das Gesicht ein. Bleibt zu hoffen, das die Worte des bekannten Schauspielers bei einigen einen Denkanstoß gaben.
Ein Abend in Tweets:
1 Kommentar
Hallo,
mit viel Vorfreude auf meine eigene ZOE verfolge ich deinen Blog…
aber bei diesem Artikel sollte es wohl „Elektroautos für Anfänger“
und nicht „Elektroautos für Angfänger“ heißen?
Ansonsten weiter so, sehr guter Blog!
LG, Simon