Im Südschwarzwald hat man es mit einem modernen Elektroauto schwer. Die Infrastruktur ist sehr lückenhaft und oft finden sich nur Schuko-Steckdosen. Jetzt ist ein Projekt gestartet, den südlichen Schwarzwald mit modernen Typ 2-Ladestationen auszustatten. Am 20. Dezember wurde die erste von etwa 40 Ladesäulen in Donaueschingen eingeweiht.
Als ich im Sommer einen Familienbesuch im Schwarzwald machte, musste ich genau kalkulieren, um mit meiner Zoe hin und auch wieder zurück zu kommen. Denn damals gab es um Villingen-Schwenningen nur Schuko-Ladesäulen. Im letzten halben Jahr hat sich aber einiges getan. Christian Klaiber von der Initiative Zukunftsmobilität koordiniert ein Projekt das eine barrierefreie moderne Infrastruktur in Südbaden schafft.Der Schweizerische Ökostromversorger Energiedienst ist dabei Projektpartner und Dienstleister.
Ein Projekt mit Vorbildcharakter
Mein Besuch im Juli und der anschließende Blogbeitrag haben für einige Aufmerksamkeit in der Region gesorgt. Über meine Reise berichtete damals auch die Neckarquelle. So bekam ich dann auch eine Einladung zur Einweihung der ersten neuen Ladesäule. Ladesäulen entstehen jeden Tag neue in der Republik, was ist aber das besondere an diesem Projekt? Zunächst einmal, wird hier ein weißer Fleck auf der Elektroauto-Landkarte getilgt. Zum Zweiten geht das Projekt in Sachen Barrierefreiheit voraus. Zunächst werden alle Säulen nur mit einer bei Energiedienst erhältlichen Ladekarte frei zu schalten sein. Den Strom gibt es dann noch kostenlos. Die Karte bekommen aber alle interessierten elektrisch Mobilen. Im Laufe von 2014, werden die Säulen dann nach und nach mit einem Lesegerät für EC-Karten ausgestattet. Dies erfolgt durch ein kleines Modul, dass problemlos in die neuen Säulen eingebaut werden kann. Dann steht die Infrastruktur jedem mit dem denkbar einfachsten Zahlungssystem zur Verfügung. Meines Wissens ist das das erste Projekt, das flächendeckend auf eine solch einfache Bezahllösung setzt. Das sind gute Nachrichten, vor allem, weil Intercharge noch immer nicht läuft und RWE und EnBW beharrlich auf alle Anfragen zu dem Thema schweigen.
Der Zeitrahmen für den Aufbau der neuen Ladesäulen, die übrigens alle 22 Kilowatt zur Verfügung stellen, ist mit sechs Monaten überschaubar. Der Südschwarzwald und Südbaden werden damit zu einem neuen Ziel für Elektroautofahrer. Zur Eröffnung ist sogar der baden-württembergische Minister für Verbraucherschutz und Ländlichen Raum Alexander Bonde angereist. Auch weil das Projekt durch die Landesinitiative Elektromobilität gefördert wird. Hier fließen die Fördergelder in eine sichtbare Verbesserung der Infrastruktur. Statt wie leider so häufig elektromobile Kleinstaaterei zu betreiben, steht die Infrastruktur allen zur Verfügung.
Renault empfiehlt ZoePionierin
Die erste Säule wurde am vergangen Freitag in Donaueschingen eröffnet. Leider habe ich den großen Moment verpasst, da es bei der privaten Ladestation in Hechingen ein technisches Problem gab. So konnte ich nicht mit 43 Kilowatt in 30 Minuten laden, sondern musste beim benachbarten Renault-Händler mit nur 11 Kilowatt laden. So habe ich es nicht mehr pünktlich nach Donaueschingen geschafft. Nichts desto Trotz, war der Aufenthalt im Autohaus sehr kurzweilig. Neben Strom, gab es noch Kaffee und ein nettes Gespräch. Denn die Inhaber des Autohauses sind begeisterte Zoe-Fahrer. „Nach Stuttgart nehmen wir nur noch unsere Zoe.“ Die Senior-Chefin hat nach nur vier Wochen über 1.000 Kilometer mit ihrer Zoe abgespult. Elektroauto fahren, die Bedienung und der Ladevorgang, nur was für Nerds und technisch versierte Menschen? Offensichtlich nicht „Das ist das einfachste und beste Auto, dass ich je gefahren habe. Das ist ideal für mich!“ schwärmte die Seniorchefin von der Zoe. Dann gab es von mir noch ein paar Tipps in Sachen Stromtankstellen-Verzeichnisse und Ladekarten. Natürlich habe ich auch meinen Blog empfohlen. „Ja, ZoePionierin, da habe ich schon von gehört. Das hat uns der Renault-Kundenservice empfohlen“, sagte darauf die Juniorchefin. Das geht doch runter wie Öl.
Nachdem ich dann gerade genug Strom im Akku hatte um die 75 Kilometer nach Donaueschingen zu schaffen, ging es zur Ladesäuleneröffnung. Die Reden hatte ich alle verpasst, aber es gab noch genug Zeit sich mit den Verantwortlichen des Projekts zu unterhalten und ein bisschen für die Anliegen der Elektromobilisten zu werben. Von Martin Staiger, dem Vorstand der Energiedienst AG bekam ich dann meine persönliche Ladekarte überreicht. So konnte ich die neue Säule dann gleich nutzen, um Strom für die Heimfahrt zu „tanken“.
In Mainz geht’s vom Elektroauto auf’s Mietrad
Nachdem ich hier so oft über die Infrastruktur geschimpft habe, ist es schön zu sehen, dass hier mit Plan an die Sache gegangen wird. Die Entscheidung, bei den Säulen auf eine Abrechnung mit EC-Karten zu setzen hat Vorbildcharakter für weitere vergleichbare Projekte in Deutschland. Denn wer träumt nicht davon, einfach die EC-Karte einzustecken und zu wissen, dass man damit an den Säulen Strom bekommt. So wie es bei den Stinker-Tankstellen selbstverständlich ist. Abends ging es dann durch den Schwarzwald zurück nach Mainz.
Unterwegs konnte ich sogar in Berghaupten, an einer ebenfalls privaten 43 Kilowatt-Säule nachladen. Unglaublich, wie schnell sich bei dieser Leistung der Akku füllt. Wobei sich noch ein kurzes Zoe-Treffen ergab. Bleibt zu hoffen, dass es irgendwann auch an den Autobahnen solche Säulen gibt. Dann ist auf weiteren Fahrten der Akku in 30 Minuten voll.
Ich freue mich, dass es in Mainz nun endlich eine rund um die Uhr erreichbare Typ2-Ladesäule gibt. Mit dem Mietrad von der benachbarten Station bin ich von der Säule in fünf Minuten in der Innenstadt. Der örtliche BMW-Händler hat nun auch eine öffentliche Typ 2-Ladesäule mit 22 Kilowatt. Da ChargeNow zum Ladenetz-Verband gehört, kann man dort mit der Ladenetz-Karte laden. EC-Zahlung gibt es hier leider noch nicht, aber irgendwas ist ja immer.
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern ein frohes Weihnachtsfest, oder wie immer Sie jetzt diese Zeit feiern und einen guten Start ins neue Jahr. Ich bin der festen Überzeugung, dass das kommende Jahr einige positive Überraschungen in Sachen Elektromobilität bereithält.
Pressemitteilung des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz
Pressemitteilung der Energiedienst AG
Die Ladekarte für die neuen Säulen der Energiedienst AG gibt es hier
10 Kommentare
Wieder einmal sehr schön, sachlich und gleichzeitig informativ geschrieben. Danke! Es macht immer wieder Spaß von G+ oder Twitter hierhin umgelenkt zu werden. 🙂
Vielen Dank für die Blumen. Und dir nochmal Danke für deine geniale Idee mit der Ladescheibe.
Ach der Christian macht das? Netter Typ! Hab ihm die WSW-Ladenetzkarte besorgt, als er zu Gast in Wuppertal war. Schade nur, dass es nach wie vor keine offiziellen Ladesäulen für 43kW in Deutschland gibt. Sehr verwunderlich, dass sämtliche Organisationen die große Typ 2 Variante scheuen. 🙁
Ja, der kniet sich echt rein.
43 kW wäre himmlich. Mal schauen was aus der ABB Ankündigung wird, dass sie ihre Kombisäule groß vermarkten und die RWE als Partner hätten.
Die Niederlande machen zwar mit ihren Schnellladestationen an den Autobahnen einiges besser als Deutschland, aber die ABB – Kombi-Schnellladesäulen sind scheinbar auch nur mit Typ2 22 kW ausgestattet.
Hab den Absatz mit Mainz nicht verstanden… Wo genau ist denn jetzt eine rund um die Uhr erreichbare T2-Ladestation in Mainz?
Hallo,
die Säule von der ich sprach ist in der Rheinallee 41 vor dem Stadtwerke Haus. Es gibt jetzt aber auch eine bei BMW Karl und Co in Hechtsheim.
[…] von Ladekarten der Vergangenheit an. Den ganzen Bericht zu den neuen Ladesäulen kann man bei zoepionierin.de lesen. […]
[…] sollen dann dann EC-Kartenleser die Bezahlung ganz einfach machen. Die ZoePionierin hat über die feierliche Eröffnung berichtet und die erste Karte verliehen […]
An der Ladesäule der SWM an der Rheinallee war ich auch schon mal. Braucht man aber einen Transponder der Stadtwerke für. Den kann man sich für einen einmaligen Ladevorgang oder auf Dauer leihen (letzteres: man muss sich registrieren lassen und 20 Euro hinterlegen, kann dann aber auch außerhalb der Öffnungszeiten laden). Schön ist dort die Nähe zu Rhein und Neustadt :).
Bei BMW in Hechtsheim (Alte Mainzer Str.) habe ich es noch nicht versucht. Bis vor kurzem stand im LemNet noch, dass man dort mit Ladenetz laden kann, der Hinweis wurde aber entfernt und unter Ladenetz wird die Ladesäule nicht angezeigt. Von daher ging ich bisher davon aus, dass es mit der Ladenetz-Karte dort nicht möglich ist, zu laden…? Und ChargeNow ist ja nur für BMW-Kunden zugänglich :(.