Von den vier großen Energieversorgern in Deutschland haben viele eine eigene Meinung. In den Kreisen der Umweltbewegten sind sie überwiegend schlecht gelitten. RWE, EON, Vattenfall und EnBW gelten als Dinosaurier, die alles daran setzen ihre Marktmacht zu erhalten und den Umbau unserer Energieversorgung, weg von Atom und Kohle hin zu den erneuerbaren Energien zu untergraben. Da ist sicher viel wahres dran, bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Wahr ist aber auch, dass der Durchbruch der Elektromobilität in Deutschland auch von eben diesen Dinosauriern abhängt.
Haben EnBW und Co. doch die finanzielle Kraft, eine flächendeckende Ladeinfrastruktur aufzubauen. Dabei scheinen sich die vier den Markt ähnlich aufzuteilen, wie schon beim Vertrieb ihres mehr oder weniger schmutzigen Stroms.
Was an ihren vollmundigen Versprechungen die Elektromobilität zu fördern dran ist wollte ich herausfinden. Daher habe ich an die vier Versorger Fragen nach ihren Konzepten zu Ladeinfrastruktur gestellt.
Schon bei den Antworten zerfallen die vier in zwei Lager. Als erstes und ausführlichstem antwortete der Essener Energieversorger RWE.
RWE geht bei Ladeinfrastruktur „vorweg”
RWE betreibt in Deutschland schon über 1.400 Ladestationen, davon sind derzeit 1.121 öffentlich zugänglich. Zwar sind die Stationen in ganz Deutschland verteilt, der Schwerpunkt liegt jedoch in Nordrhein-Westfalen und in Berlin. Insgesamt betreibt RWE rund 2.100 Ladesäulen in ganz Europa.
Die Stationen haben zwei Ladepunkte an denen mit bis jeweils 22 Kilowatt geladen werden kann. Durch die Kommunikation der Ladesäulen mit der Ladesteuerung des Autos, wird der Ladestrom auf das Fahrzeug angepasst. So dass auch Elektroautos die eine Ladung mit 22 Kilowatt nicht unterstützen angeschlossen werden können. RWE hat sich wie andere auch auf das Ladekabel des Typs 2 festgelegt. An einer RWE-Säule ist Zoe in einer Stunde auf 80 Prozent geladen. Für eine Kaffee-und Ladepause auf längeren Strecken ist das leider für die meisten wohl noch zu lang.
Schnellladen bisher nur für CHAdeMO
Glücklich kann sich schätzen, wer einen Nissan Leaf hat und in der Nähe einer der zwölf 50 Kilowatt Gleichstrom Ladepunkte wohnt. Diese stehen unter anderem in Berlin sowie bei Hamburg, Bremen und Osnabrück direkt an der A1 und A2. Seit kurzem auch in Bottrop und in Dortmund. Damit lässt sich der Leaf in nur 30 Minuten laden.
Zoe-Fahrer schauen dagegen in die Röhre. Die Ladeelektronik von Zoe erlaubt nämlich ein Laden mit 43 Kilowatt Wechselstrom. RWE hat aber keine Stromtankstellen, die Zoe oder andere Wechselstrom-Schnelllader unterstützen. RWE plant leider auch nicht in nächster Zukunft solche Punkte zu errichten. Vielleicht kann ein Erfolg von Zoe und anderen E-Neuheiten in 2013, zu einem Umdenken in diesem Punkt bewegen.
Laden mit Vertragsbindung, per SMS oder daheim
Zur Abrechnung bietet RWE zwei Bezahlmodelle. Wer öfters an den Ladesäulen von RWE stoppt, sollte sich für den Tarif ePower basic entscheiden. Zwar fallen hier 4,95 Euro Grundgebühr an, und 25 Cent für die Kilowattstunde. Die Mindestvertragslaufzeit beträgt zwölf Monate. Wer nur gelegentlich an einer RWE-Säule lädt, schaltet die sie mit einer SMS für 1,95 Euro für eine Stunde frei. Dann kommen jedoch nur maximal elf Kilowatt aus der Buchse.
Auch für daheim bietet RWE Ladelösungen an. Sogenannte Wallboxen übernehmen dabei die Absicherung der hohen Ströme und die Kommunikation mit der Ladeelektronik des Autos. Wer RWEs Hardware installiert, muss aber nicht auch RWE-Strom dazu nehmen, sondern kann sie mit dem Strom seines Wunschanbieters füttern. Die eBox kann mit drei Phasen bis zu elf Kilowatt Ladeleistung zur Verfügung stellen. Sie funktioniert aber auch wenn nur eine Phase zur Verfügung steht.
Welchen Strom die Besitzerinnen und Besitzer von Elektroautos dann in ihre Akkus füllen müssen sie selbst entscheiden. Aus den Ladesäulen von RWE kommt laut RWE nur Ökostrom. Dieser besteht zu 68 Prozent aus EEG-Strom und zu 32 Prozent aus Wasserkraft.
Einen speziellen Tarif, wie etwa Nachtstrom zum Aufladen, bietet RWE derzeit nicht an.
Überzeugung oder PR-Aktion?
RWE engagiert sich in zahlreichen Kooperationen für Elektromobilität (siehe Liste unten). Alles in allem wirken die Anstrengungen von RWE ambitioniert und ehrlich und nicht so, als würden die Maßnahmen aus der PR-Kasse bezahlt. Wenn RWE auf anderen Ebenen nicht vehement versuchen würde, die Energiewende zu hintertreiben, könnte einem fast die Idee kommen, dass sich ein Dinosaulus wenigstens ein ganz klein bisschen zum Dinopaulus wandele.
Bei den drei Elektroautos die RWE Effizienz erst seit zwei Monaten als Poolfahrzeugen einsetzt ist noch deutlich Luft nach oben.
Im nächsten Teil: Wie EnBW Baden-Württemberg elektrisieren will.
RWE Kooperationen und Konsortien (Auswahl)
- Kooperation mit Renault und Nissan: Beim Kauf eines Elektroautos können Kunden direkt beim Autohändler die Ladetechnik für daheim kaufen.
- Kooperation mit Daimler in wichtigen Standardisierungsgremien.
- Kooperation mit dem ADAC für Ladeinfrastruktur.
- Zusammen mit u. a. EnBW die Firma hubject gegründet, um Roaming-Lösungen unterschiedlicher Infrastrukturanbieter zu finden.
- metropol-E
- open ECOSPHERE
- Green eMotion
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1 Kommentar
Sehr informativer Beitrag mit tollen Infos. Hier schaue ich ganz sicher wieder vorbei.