Der Albtraum eines jeden Elektroautofahrers. Nachdem man fertig geladen hat, gibt die Ladesäule das Ladekabel nicht mehr frei und weit und breit niemand der helfen kann. Wenn es fast 48 Stunden braucht, bis man das Kabel zurückbekommt, läuft etwas falsch.
Eigentlich nutze ich gerne die Stromtankstelle bei der Mercedes-Benz Niederlassung in Mainz. Zwar ist es etwas umständlich, sich jedes Mal am Empfang den Transponder zum Freischalten der Säule zu holen, aber dafür kann man im benachbarten Einkaufszentrum gut die Ladezeit rumbekommen. Der Strom ist dazu noch kostenlos.
Vergangenen Samstag und Montag erlebte ich dann leider einen Gau an dieser Ladesäule. Ich wollte noch schnell was zu Abend essen, und stellte meine ZOE zum Laden bei der Mercedes-Benz Niederlassung in Mainz ab. Als ich wohl genährt zurückkam, ließ sich dann mein Ladekabel nicht mehr aus der Buchse der Ladesäule ziehen. Alle Versuche das Kabel zu ziehen scheiterten. Der Mitarbeiter der Niederlassung konnte nicht weiterhelfen. Einen Schlüssel, um die Ladesäule zu öffnen und die Verriegelung manuell zu ziehen gab es nicht. Also musste ich das teure Ladekabel an der Säule zurücklassen. Zum Glück war der Akku ja voll und ich musste am Sonntag nicht wie sonst zurück nach Stuttgart.
Der Mitarbeiter versprach, dass sich am Montagmorgen direkt jemand darum kümmere und man mich anrufe, wenn ich das Kabel abholen könne.
Klemmt?! Ja, klemmt!
Nachdem sich am Montag bis halb zwölf niemand gemeldet hatte, bin wieder zur Niederlassung gefahren. Mein Kabel hing immer noch unverändert an der Ladesäule fest. Am Empfang erfuhr ich dann, dass sich noch niemand um das Problem gekümmert hatte. Dann kamen nacheinander fünf verschiedene Mitarbeiter der Niederlassung und zerrten mal am Kabel, um festzustellen, dass es tatsächlich nicht abgeht. Einen Service-Techniker zu rufen, auf die Idee kam aber leider niemand. Einen Schlüssel für die Säule gab es immer noch nicht. So stand ich eine Stunde vor der Ladesäule und erklärte den Mitarbeitern, dass die Säule defekt ist und ich langsam gerne mal wieder mein Kabel zurück haben möchte.
Dann bemühte sich der Fuhrparkleiter doch mal bei den Stadtwerken anzurufen. Ich solle doch drinnen warten. Man würde auf mich zukommen. Nach einer weiteren halben Stunde kam leider niemand. Also habe ich nach einen Tipp auf Twitter selbst beim Hersteller Walther-Werke angerufen. Die sitzen nicht weit von Mainz weg – vielleicht hatten die ja eine Idee, wie ich das Kabel wieder herausbekomme. Den Fuhrparkleiter habe ich dann an diesem Tag nicht mehr gesehen.
Laut dem Mitarbeiter von Walther-Werke, sollte es in der Niederlassung einen Schlüssel geben. Doch davon wusste vor Ort niemand etwas. Also hat er einen Techniker losgeschickt, um mein Kabel zu befreien. Der kam dann auch nach gut 40 Minute. Säule aufgeschlossen, Verriegelung manuell gezogen und nach wenigen Sekunden war mein Kabel frei. Von der Niederlassung kam niemand mehr auf mich zu.
Laden als va banque Spiel
Nicht, dass wir uns falsch verstehen. Es kann natürlich vorkommen, dass eine Ladesäule einen technischen Defekt hat. Es darf aber nicht passieren, dass man dann fast 48 Stunden warten muss, bis man das Kabel zurückbekommt. Und dann auch nur, weil man sich selbst darum kümmert, dass ein Techniker kommt. Wäre ich auf der Durchreise gewesen, wäre ich für zwei Tage hängen geblieben.
Nicht nur, dass man sich nicht umgehend am Montagmorgen um das Problem gekümmert hat, hat man mich zudem am Montag einfach sitzen lassen.
Man ist natürlich darauf angewiesen, dass wenn ein solcher Defekt auftritt, zeitnah Abhilfe geschaffen wird. Vor allem, wenn dadurch eine Weiterfahrt nicht möglich ist. Und vor allem braucht es keine Verantwortlichen, die meinen, dass man nur so zum Spaß ein Elektroauto fährt und völlig verständnislos schauen, wenn man sagt, dass man weiterfahren muss.
Daher gilt mein Dank den Walther-Werken, die am Montag spontan einen Techniker geschickt haben. Der hat der Niederlassung auch noch mal einen Schlüssel für die Säule dagelassen, so dass in Zukunft hoffentlich schneller bei solchen Problemen Abhilfe geschaffen werden kann.
Wer stehen bleibt, wird stehen gelassen
In der Mercedes-Benz Niederlassung, der die Säule ausdrücklich gehört, müsste es natürlich jemanden geben, der sich zumindest rudimentär mit der Säule auskennt. Wenn ich mich nicht um einen Techniker gekümmert hätte, würde das Kabel wahrscheinlich immer noch an der Säule hängen. Klar sagen jetzt einige, wenn der Strom kostenlos ist, könne ich einen solchen Service weder verlangen noch erwarten. Das ist dann halt Pech. Dann bitte ein Abrechnungssystem und die Säule in einen Roaming-Verbund aufnehmen. Derartige Angebote gibt es mittlerweile zahlreich, etwa Ladenetz, The New Motion, Plugsurfing oder Interchrage. Doch davon will man in der Niederlassung leider nichts hören.
Bleibt zu hoffen, dass die elektrische Mercedes B-Klasse die Verantwortlichen mehr für das Thema sensibilisiert und nicht noch mal jemand zwei Tage an der Ladesäule hängen bleibt.
8 Kommentare
Hallo Jana!
Aufmerksam verfolge ich deine Posts und bin einigermaßen erstaunt, dass man dich bei Mercedes-Benz so abserviert hat. Das ist letztklassig!
Ich beschäftige mich seit einigen Wochen mit dem Thema E-Mobilität und bin derart begeistert vom Renault Zoe, dass ich mich gemeinsam mit meiner Familie entschlossen habe, einen Zoe zu bestellen. Das ist nun schon drei Wochen her und wir warten. Lieferzeitraum ist Mitte Dezember. Bis dahin lese ich eifrig in den Blogs und Foren. Danke für deine Posts und Links.
Grüße aus Österreich!
Gregor
Hallo Gregor,
eine Zoe zu Weihnachten. Super, freut mich, dass ihr euch für ein Elektroauto entschieden habt. Und dann noch eine Zoe 🙂
Viel Spaß und immer genug Ladungstrennung im Akku!
Hallo Jana,
selbigen Fall hatte ich vor drei Wochen auf einer Dienstfahrt für einen Kunden an einer Stadwerke Wolfsburg Säule. Ich stand mit leerem Akku vor der Säule. es kam kein Strom und das Kabel wollte die Säule auch nicht wieder hergeben. Also Anruf beim Notdienst. Nach 20 min. war auch jemand vor Ort. Er befreite mein Kabel, aber leider konnten wir die Säule nicht zur Stromabgabe überreden. An einer Drehstromkiste in der Nähe bekam ich dann Strom zur Weiterfahrt.
Aber ich kann mich in Deine Lage gut reinversetzen. Mir lief es kalt und heis den Rücken runter, den mein Kundentermin rückte immer näher und ohne Kabel war die Weiterfahrt schlicht unmöglich.
Dank an die Stadtwerke Wolfsburg für die schnelle Hilfe.
Übrigens ist auch hier der Strom kostenlos. Das kann also nicht das Argument sein: Ich verschenke den Strom, also muss ich mich um nichts kümmern.
Gruß
Dirk
PS: Unsere ohne öffentliche Förderung gebaute, 24/7 zugängliche, 43 kW AC Stromtankstellen ist seit 14 im Probebetrieb……und das mit Fest installierten Kabel. Nur Kupplung ins Auto stecken und Strom kommt. Da bleibt auch nicht das eigene Kabel in der Säule hängen!
Hallo Dirk,
dein Beispiel aus Wolfsburg zeigt wie es gehen sollte. Wenn man aber einen solchen Service nicht selbst anbieten kann, muss man eben eine Vereinbarung mit dem örtlichen 24 Stunden Elektriker-/Stadtwerke-Notdienst machen, der in solchen Fällen ausrücken und einen befreien kann.
Finde ich klasse, dass du deine 43kW-Ladestation für alle zugänglich machst. Hut ab vor deinem Engagement. Ich wohne leider zur Miete und das Haus hat einen historischen Stromanschluss. Daher kann ich leider keinen öffentlichen Ladepunkt einrichten.
Beste Grüße
Jana
Einfach die Verriegelungs-Nase am Typ2-Stecker abdremeln bzw. eine Rampe ausbilden. Dann reicht ein beherzter Ruck…
Habe ich mir auch schon überlegt. Aber dann kann jeder andere auch mein Kabel beim Laden abziehen.
Hallo Jana, das mit Mercedes ist ja echt eine riesige Peinlichkeit. Aber das hat wohl eher System mittlerweile schon über Jahre in Deutschland. Da kann man nur hoffen, dass das mal besser wird. Aber wie heisst es so schön in der Industrie: „Wenn ich nicht mehr weiter weiss, bilde ich einen Arbeitskreis“.
Wahrscheinlich gibt es schon ein Forschungsprojekt, gefördert durch die Bundesregierung: „Wie man ein gefangenes Elektroauto eines Fremdherstellers voll automatisch befreit, ohne einen Monteur losschicken zu müssen“.
mach weiter so mit Deinem Blog!
Hallo Jana,
ich bin echt überrascht, dass Mercedes da so einen schlechten Service anbietet.
Mich hätte es ja mal interessiert, was die Mitarbeiter dort gemacht hätten, wäre es ein Stromer von Mercedes gewesen…
Viele Grüße,
Kai