Vom 11. bis 14. April war iMobility in Stuttgart. Die Messe für intelligente Mobilität. Eine ganze Messhalle haben die Veranstalter dann auch voll bekommen, wenn auch nur gerade so. BMW, Mercedes und VW waren die vertetenen Autohersteller. Probefahrten gab es mit Autos und mit E-Rollern und E-Bikes.
Ich habe die Messe genutzt, um mal mit einem Hybridfahrzeug zu fahren. Nach jahrelangem Winterschlaf sind auch die deutschen Hersteller aufgewacht und bringen nun nach und nach Hybridfahrzeuge raus. Währernd Toyata mit dem Plug-In Prius schon einen Schritt weiter ist, sucht man die Ladebuchse bei den deutschen Hybriden vergebens.
Hybrid verbindet die Vorteile beider Systeme
Böse Zungen könnten aber auch sagen, er verbinde die Nachteile beider Systeme. Was ist der Vorteil des Hybriden gegenüber den reinen Stromer? Die Reichweite und der Preis. Ein Hybrid muss gegenüber dem normalen Verbrenner keine Abstriche in der Reichweite machen, im Gegenteil. Der Preis für die derzeit noch sehr teuren Batterien entfällt. Denn in den deutschen Modellen sind die Energiespeicher doch sehr bescheiden. Der neue VW Jetta Hybrid hat einen Akku mit 1,2 kWh, der ihn theoretisch zwei Kilometer elektrisch voran bringt und auf bis zu 70 km/h beschleunigt, bevor der Verbrenner zuschaltet. Mit etwa 31.000 Euro ist er ungefähr so teuer wie ein vergleichbarer Diesel. Die Deutschen machen den Hybrid also auch konkurrenzfähig gegenüber den reinen Verbrennern. Aber ich möchte jetzt nicht alle Daten der Fahrzeuge herunterbeten, denn die kann jeder, den es interessiert auf den Internetseiten der Hersteller nachlesen.
Nur kurz zu meinem Empfinden der Hybrid-Antriebe in VW Jetta, Mercedes E300 Bluetec Hybrid und BMW ActiveHybrid 7. Freunde werden wir nicht. Wer schon einmal reinelektrisch gefahren ist, will nicht mehr auf das direkte Beschleunigen, die Ruhe und die fehlenden Vibrationen verzichten. Das ständige zu- und abschalten des Verbrenners trägt meiner Ansicht nach auch nicht gerade zum sanften Fahrerlebnis bei. Der Hybrid ohne Plug in ist für mich ein fauler Kompromiss. Denn auch im Stadtverkehr erzeugt er immer noch Lärm und Abgase. Für die Bedürfnise in den Ballungszentren sind sie ungeeignet. Hier haben die Plug Ins die Nase weit vorne. Das zeigt, wie weit die deutschen Autobauer jetzt schon zurückliegen.
Der Preis kann nicht das Argument sein
Der Preis ist dabei auch nur ein eingeschränktes Argument, das beim Jetta noch gelten mag. Wer sich aber einen 7er BMW oder eine 300er E-Klasse kauft, der muss nicht knapsen und wäre sicher in der Lage einen größeren Akku zu bezahlen. Wir reden hier ja nicht von Dacias oder Ladas, sondern von automobiler Oberklasse. Was ein 740er BMW mit 345 PS, auch wenn mit 750 Wh [sic!] Batterie als Hybrid auf einer Messe für intelligente Mobilität zu suchen hat, ist mir sowieso ein Rätsel. Da hat die Starterbatterie eines alten Treckers mehr Power.
Bei den Probefahrten ließ sich dann auch etwas sehr interessantes beobachten. Die längsten Schlangen gab es an den Elektroautos und den Brennstoffzellen B-Klassen von Mercedes. Das Grinsen im Gesicht der Menschen, die mit einem E- oder H-Auto gefahren sind, war dann auch um einiges breiter als bei denen die etwa mal 7er BMW fahren durften. Die B-Klasse F-Cell kann man zwar für 999,- Euro leasen, findet sich aber in keinem Katalog von Mercedes und ist eher sowas wie ein Insider-Tipp. BMW hatte den 1er Coupé Elektro-Umbau ActiveE dabei. Dessen Technik kommt dann im i3 zum Einsatz. Lässt sich nur hoffen, dass BMW die Rekuperation überarbeitet hat. Denn wer im ActiveE vom Gas geht, beißt ins Lenkrad, ohne dass der Zeiger stark in Richtung laden ausschlagen würde.
Und welche Elektroautos gibt’s zu kaufen?
Auch diese Messe war wieder mal eine hätte, könnte, wollte Ausstellung. Denn beim Händler ist derzeit nur der Smart ED zu haben. Leider mit ziemlich langen Lieferzeiten. Aber es ist Licht in Sicht! Der BMW i3 kommt im Herbst. Genaueres wird BMW wohl im Juli bekanntgeben. So war dem Herrn auf der Messe dann auch nicht viel zu entlocken. Nur: Der Akku beim i3 muss mitgekauft werden und soll eine Kapazität zwischen 32 und 35 kWh haben. Er soll eine Garantie von sechs bis acht Jahren haben. Die reale Reichweite ligt bei 150 km. Bei dieser Angabe handelt es sich nicht um den NEFZ-Wert, das hat mir der Herr von BMW auf mehrmalige Nachfrage nochmal bestätigt. Der Range Extender, ein zwei Zylinder Benziner, soll die Reichweite verdoppeln.
Enttäuchend war dagegen der Messeauftritt des E-Up. Dieser wurde hier zum ersten Mal in seiner Serienauführung präsentiert. Bestellbar soll er nach der IAA im Herbst sein. Fragen nach Preisen, Akkukapazität, Auslieferung, Akkukauf oder Leasing sorgten nur für ratloses Schulterzucken am Stand. Der Preis des E-Up muss aber deutlich unter dem von Zoe liegen. Denn er ist deutlich kleiner. Die Austattung ist weniger üppig und die Fahrleistungen geringer. Man hört munkeln, dass VW auch plane Zoe beim Preis anzugreifen und inklusive Batterie unter dem Preis von Zoe liegen will – dies sind aber nur Gerüchte.
Schaufenster voller Leuchttürme
Zum Schluss war ich dann noch beim Schaufenster Elektromobilität. Die Frage nach der Förderung für den Endverbraucher brannte mir noch unter den Nägeln. Geht da wirklich gar nichts? Nein! Es geht ja nicht darum den Kaufpreis mit 7.000 Euro wie in Frankreich zu subventionieren. Auch eine örtliche Strom-Tankkarte ohne zusätzlichen Grundpreis wäre ja schon was? Nein! Auch das Argument, dass die beste Förderung die sei, die private Elektroautos auf die Straße brächte und zeige, dass diese im Alltag funktionieren, ließ man nicht gelten. Die Förderung beschränke sich auf Flottensysteme und Infrastrukturausbau. Da tut sich jedoch einiges. Am deutlichsten ist das in der Region Stuttgart durch Car2go und die zahlreichen EnBW-Ladesäulen zu sehen. Trotzdem ist es ärgerlich, dass nichts unternommen wird, um mehr Elektroautos unter das Volk zu bringen.
1 Kommentar
Hallo Jana,
da wären wir uns ja beinahe über den Weg gelaufen. Ich war auch da 🙂
Ich hatte auch den Eindruck dass der gute Mann bei VW etwas überfordert war wenn es um den E-UP ging. Als dann noch jemand die Haube vorne (ist das hier auch die Motorhaube?) vom E-UP geöffnet hat, war er restlos entsetzt. Mit den Worten es sei verboten hier hineinzusehen, hat er sich vor den Wagen geworfen und die Haube geschlossen. Die Frage nach dem warum wurde uns nicht wirklich beantwortet, es sei halt noch kein Serienfahrzeug und es könnte sich bis zur Serie noch was ändern… Ach so. Warum nun???
-Musst nun lachen als ich auf deinem Bild die offene Haube vorne vom E-UP gesehen habe.
Mit den Hybriden kann ich mich auch nicht so richtig anfreunden. Durch meine eigenen Erfahrungen mit meinem e-Mobil SAM ( http://sam-evii.blogspot.de/ ) habe ich es zu schätzen gelernt rein elektrisch zu fahren. Beschleunigungen + Laufruhe = Fahrspaß
Der BMW Active E hat mich positiv überrascht, der Antrieb ist mächtig! Da macht der Werbespruch von BMW (Freude am Fahren) endlich mal Sinn 🙂
Die Rekuperation ist schon sehr stark eingestellt und auch ich habe ins Lenkrad gebissen 😉 Hatte mich aber schnell daran gewöhnt und muss sagen es hat mir gefallen. Bei einer vorrausschauenden Fahrweise werden die Bremsscheiben völlig verrosten 😉
Nun bin ich auf den i3 gespannt, wenn der Antrieb und die Erfahrungen dort einfließen.
Mein Fazit der iMobility 2013: Schade das Probefahrten mit e-Autos nur Mercedes und BMW angeboten haben, der Markt hat doch mehr zu bieten. Die Messe war klein und überschaubar, dennoch hatte ich ein paar schöne und lustige Stunden. Die e-Mobilität elektrisiert eben…
Gruß
Holger