Warum nicht mal bei Tesla nach einer Probefahrt fragen? Und tatsächlich rief an meinem Geburtstag vor gut einem Monat ein freundlicher Tesla-Mitarbeiter an, um mir einen Termin anzubieten. Nach über einem Monat warten war es gestern endlich so weit und ich durfte mit dem Tesla Model S durch die Frankfurter Innenstadt cruisen.
„Tesla fahren! Ich darf Tesla fahren!” jubelte ich nach dem Anruf eines Tesla-Mitarbeiters der mir für den 10. Juli eine Probefahrt im Tesla Model S anbot. Wer über Elektromobilität blogt, kommt natürlich nicht an diesem Auto vorbei. So konnte ich Tesla denn auch von einer Probefahrt überzeugen, auch wenn ich nicht unmittelbar einen kaufe. Für dieses Auto reicht mein Budget dann noch nicht ganz und außerdem habe ich ja erst meine Zoe bekommen.
Nun habe ich über einen Monat auf diesen Termin gewartet. Und gestern war es dann soweit. Um elf Uhr musste ich in Frankfurt am Main an der Tesla Vertretung im Opern-Turm sein. Standesgemäß bin ich natürlich mit meiner Zoe nach Frankfurt gefahren. Dafür musste ich dann auch schon ziemlich früh aus dem Bett. Denn eine kaputte Ladesäule muss man derzeit leider immer noch einplanen. So war dann auch in Pforzheim die RWE-Säule außer Betrieb, was mir eine Fahrt quer durch Karlsruhe im morgentlichen Berufsverkehr bei gesperrten Ausfahrten an der A 5 bescherte.
Um fünf vor elf habe ich dann meine Zoe in der Tiefgarage nicht weit vom Tesla Model S abgestellt. Im Showroom wartete schon der Mitarbeiter und begrüßte mich direkt freundlich mit Namen. Augen hatte ich jedoch nur für das schwarze Model S. Dort durfte ich dann auch gleich mal probesitzen.
Knöpfe sind so 2012
Dieses Auto ist einfach edel. Viel Leder, wenig Knöpfe, ordentlich verarbeitet. Dominiert wird das Cockpit von dem 17 Zoll großen Touchscreen in der Mittelkonsole und von der Armaturen-Tafel, die ebenfalls ein TFT-Bildschirm ist. Aber ich will mich jetzt nicht hier in den Details verlieren. Das könnt ihr auch bei Tesla nachlesen. Viel mehr soll es darum gehen wie dieses Auto auf mich wirkte.
Das riesige Display in der Mitte fand ich auf Bildern immer oversized. Doch wenn man im Auto sitzt, passt es sich wunderbar ins Interieur ein und wirkt gar nicht mehr klobig. Die Bedienung ist intuitiv und überhaupt nicht hakelig. Die Anwendungen reagieren direkt. Die Grafik läuft flüssig. Trotz eingeschränkten Mobilfunk-Netz Empfang (3G), lief das Internetradio ohne zu stocken. Wenn’s doch mal klemmt gibts auch normales UKW, MW und Digital Audio Broadcast-Radio. Und wer gar nichts mehr empfängt kann auch über die zwei USB-Anschlüsse oder über Bluetooth Musik hören. Der Klang der Audio-Anlage ist saftig und voluminös. Aber nichts was Audiophile zum Höhepunkt bringt.
Always on
Der Webbrowser ist flott und zeigt die Seiten im gewohnten Design an. Wie das iPad und iPhone spielt auch er kein Flash ab. Was aber kaum noch ein Problem sein sollte, da die meisten Seiten inzwischen auf andere Codecs umgestiegen sind. Über Datenvolumina muss sich der Tesla-Kunde übrigens keine Sorgen machen. Die SIM-Karte gehört zum Auto und das Datenvolumen ist nicht beschränkt.
Ansonsten lässt sich jede Einstellung am Auto über den Touchscreen verändern. Dach auf und zu, stärke der Rekuperation, Klimaanlage, Lenkung, Federung, ständiger Zugriff auf die HD Rückfahrkamera. Ideal um den belämmerten Gesichtsausdruck des Porsche-Fahrers zu sehen, wenn man an der Ampel wegzieht.
Im Cockpit findet sich noch nicht mal ein Start/Stopp-Knopf. Das Fahrzeug hat eine Keyless-Funktion. Mit dem Schlüssel in der Tasche an das Fahrzeug, die versenkten Türgriffe berühren, die dann sanft aus der Karosserie ausfahren und einsteigen. Das Fahrzeug ist betriebsbereit, wenn man den Fuß auf die Bremse stellt.
Perfekt aufeinander abgestimmt
Nach dem Probesitzen in dem amerikanischen Serienmodell ging es dann mit einem amerikanischen Vorserien-Modell einem Model S Performance auf Probefahrt. Nachdem uns die Tiefgarage zunächst die Ausfahrt verweigert hat, konnte es nach einem Telefonat mit der Technikzentrale los gehen. Wenn man von Zoe in den Tesla umsteigt, muss man sich natürlich erstmal an die neuen Dimensionen gewöhnen. Gerade in der Tiefgarage ist da Feingefühl im Fuß gefragt. Mit seinen über 400 PS hängt das Model S am Gas wie ein Junkie an der Nadel.
Die Rekuperation ist viel stärker als in der Zoe oder im Smart ED. Selbst wenn sie über den Touchscreen auf „Low” gestellt wurde. Sie lässt sich aber mit dem Gaspedal gut regulieren. Dafür braucht es aber etwas mehr Übung, als eine halbe Stunde durch den Stadtverkehr tümpeln. Die Tesla-Vertetung ist mitten in der Innenstadt. Daher gab es leider keine Autobahnfahrt. Welches Potential aber im Antrieb schlummert merkt man, wenn es einen in etwa zwei Sekunden auf 50 Kilometer pro Stunde beschleunigt. Die Nadel schnellt dann mal auf 300 Kilowatt Leistung hoch. Da muss man schnell den Fuß wieder vom Gas nehmen, sonst rauscht man nähmlich mit über 100 Sachen über die Bockenheimer Landstraße. Und das, ohne das ein Motor aufheult und dicke Wolken aus dem Auspuff kommen. Selbst die Reifen behalten bei dieser Beschleunigung trotzdem den Kontakt zur Straße.
Die Rekuperation bringt das Model S bis fast in den Stand. Die Bremse braucht man nur um das Fahrzeug an der Ampel im Stand zu halten oder wenn man plötzlich bremsen muss. Bedenklich finde ich, dass die Bremslichter erst angehen, wenn man auf die Bremse tritt. Dabei ist die Verzögerung bei voller Rekuperation ziemlich stark. Wer ein Model S vor sich hat, sollte also unbedingt den Sicherheitsabstand einhalten.
Elektroauto durch und durch
Wer genau hinschaut, findet im Model S die Teile vom Partner Daimler. Der Fahrstufenwahlhebel am Lenkrad ist etwa aus der E- und S-Klasse von Mercedes. Die elektrischen Fensterheber und Spiegelverstellung, wie sie auch in der A-Klasse verbaut ist wirkt dagegen deplatziert und ob der edlen Gesmatanmutung des Innenraums billig. Richtig gut zu bedienen sind die Knöpfe an ihrer Position in der Fahrertür zudem nicht. Das war aber auch das einzige was mir am Model S negativ aufgefallen ist.
Das Tesla Model S ist ein Elektroauto durch und durch. Das merkt man nicht nur am fehlenden Getriebetunnel. Zwischen Fahrer und Beifahrersitz ist eine riesige Ablage auf der Rückbank gibt es deswegen drei vollwertige Plätze. Es wirkt, als wäre alles in diesem Fahrzeug auf den elektrischen Antrieb hin gebaut. Unter der Motorhaube findet sich kein Motor sondern ein weiterer Kofferraum. Der Motor sitzt ja auf der Hinterachse und ist etwa so groß wie zwei Fünf-Liter Bierfässer. An der Vorderachse sitzt ein Servomotor und die Klimatiesierung für Innenraum und Batterie. Zwischen den Achsen hängt der rieseige Akku. Die Fahrzeugsteuerung ist vom Bordcomputer unabhängig. So fährt das Model S auch noch, wenn sich der Bordcomputer verabschiedet hat.
Wo sich wenig bewegt, kann auch wenig kaputt gehen. Zudem wird nicht alles permanent von einem stark vibrierenden Verbrennungsmotor durchgeschüttelt. Beim Elektroauto kann keine Steuerkette reißen, keine Motoraufängung spröde werden und eine Kupplung verschleißt auch nicht. Das Elektroauto ist auch im Reperaturaufwand nachhaltig. Natürlich reichen 30 Minuten in der Innenstadt von Frankfurt nicht aus, um diese Auto zu erfassen. Da wären dann schon ein paar Wochen nötig, um dem Auto wirklich auf den Grund zu gehen. Bisher hat mir Tesla auch noch keinen längerfristigen Testwagen angeboten. Der erste Eindruck sagt mir aber, dass das Model S hält was es verspricht.
Geht wie geschnitten Brot
Die Nachfrage nach dem Model S ist wohl ziemlich gut. Die Probefahrttermine sind nahezu ausgebucht und eigentlich potentiellen Kunden vorbehalten. Das Personal in Frankfurt soll demnächst aufgestockt werden. Das Performance Modell mit seinem 85 Kilowattstunden Akku soll über 400 Kilometer weit kommen. Laden kann das Model S mit bis zu 22 Kilowatt Wechselstrom oder an den Superchargern von Tesla mit Gleichstrom. Diese sollen denn auch bald in Deutschland installiert werden. Das Argument der mangelden Reichweite gilt also nicht mehr. Da Tesla nicht auf Halde, sondern nur auf Bestellung produziert, muss man warten bis man an der Reihe ist. Wer sich heute für ein Model S entscheidet, bekommt ihn etwa zu Weihnachten. Wenn Tesla tatsächlich 500 Fahrzeuge in der Woche baut, sind also nach Adam Riese noch etwa 9.000 Käufer vor einem dran.
Und den Probefahrern bei Tesla geht es nicht anders wie bei anderen modernen Elektroautos. Das Elektrogrinsen ist in diesem Auto noch viel intensiver. Wer nach einer Fahrt in einem Elektroauto wieder in einen Verbrenner steigt, stellt sich unweigerlich die Frage, warum diese fossile Technik sich über einhundert Jahre gehalten hat. Vielmehr drängt sich aber die Frage auf, warum es keinen Mercedes, Audi oder Porsche dieser Art gibt. Für die Autonation Deutschland mit ihrer angeblich so innovativen Autobranche mit Milliarden Entwicklungsbudget ist dieses Auto der Beweis für ein komplettes Versagen in Sachen Elektromobilität. Da hilft auch kein Smart ED, kein AMG SLS ED und kein VW e-Up. Einzig der BMW i3 könnte das Potential haben die Käuferschicht unter den Tesla-Käufern erfolgreich abzuschöpfen.
Äpfel mit Birnen
Zum Schluss muss ich es dann natürlich dann doch machen. Das Model S mit Zoe vergleichen. Nach einer Fahrt im Model S wirkt aber wahrscheinlich auch ein Audi A7 irgendwie lahm. Will heißen natürlich merkt man die etwa 40.000 Euro Preisunterschied (wenn man den Akku bei Zoe mitrechnet). Und die 88 PS können natürlich nicht mit den 421 PS des Performance Model mithalten. Aber die beiden Autos haben auch viel gemeinsam, nicht nur den elektrischen Antrieb. In beiden Autos sind die Knöpfe radikal reduziert. Die Bedienung erfolgt bei Zoe fast ausschließlich und beim Model S ausschließlich über ein Touchscreen und das Lenkrad. Beide haben statt analoger Armaturen ein hochauflösendes TFT-Display. Die Einstellung der Links/Rechts/Vorne/Hinten-Audio Balance sieht in beiden Fahrzeugen nahezu identisch aus. Beide Autos stecken bis unter das Dach voller Innovationen. Die größte Gemeinsamkeit der beiden ist aber, dass sie in ihrer Klasse einzigartig sind und Maßstäbe setzen.
Für alle die sich vorest kein Tesla Model S leisten können, ist Zoe also ein guter Ersatz. Das Model S wird aber sicher über Jahre der Standard sein, an dem sich andere Elektrofahrzeuge werden messen müssen. Das Model S ist Elektromobilität ohne Kompromisse.
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5 Kommentare
Ich hoffe das Mercedes, Audi und auch BMW hier mitlesen…. das ist „Vorsprung durch Technik“, das ist „das Beste Auto“ (Merz) der Welt (wenn man denTitel überhaupt an ein Auto vergeben kann), „Freude am Fahren“ usw…
Noch ist es nicht zu Spät… aber lange sollten sie nicht mehr zuwarten….
Beim BMW i3 kann man sich schon für eine Probefahrt anmelden,Eco-Modus mit 200km Reichweite, es sind wohl schon über 100.000 anfragen vorhanden, der VW E-UP kommt erst im Sep. 2013 nach der IAA für 26.900€ mit Akku!!!
Guten Tag Frau Höffner,
ich habe den ganzen Abend sehr aufmerksam und interessiert Ihren Blog zur Zoe gelesen und werde den Blog und Ihre Erfahrungen auch weiterhin verfolgen.
Ich habe die Zoe bereits auf der letzten IAA in Frankfurt betrachten dürfen und halte sie vom Preis-Leistungs-Verhältnis betrachtet aktuell für das sinnvollste Elektromobil am Markt.
Mein nächster Zweitwagen wird wohl auch ein Elektro-Mobil werden, allerdings wird dies noch eine gewisse Zeit dauern, welche hoffentlich für einen weiteren Ausbau der Infrastruktur genutzt wird.
Die verschiedenen Modelle von Tesla sind sicherlich im Bereich Elektromobilität das Nonplusultra, weil sie eben konsequent als Elektro-Fahrzeug konstruiert wurden, sie werden aber – wahrscheinlich sogar dauerhaft – der Ferrari unter den E-Autos bleiben, sowohl in Preis als auch Leistung. 😉
Ansonsten muss ich sagen super Blog, weiter so und allzeit gute Fahrt!
Grüße
Olli
Schöner Bericht! Kleine Korrektur: die Bremslichter leuchten auch beim Rekuperieren auf, sie werden nämlich nicht nur von Bremspedal gesteuert, sondern auch von einem Beschleunigungssensor.
LG
Carsten
Ok, ich habe mich auf die Äußerung des „Product Specialist“ verlassen und nicht selbst nachgeschaut.