Über den Sinn und Unsinn sogenannter SUV lässt sich trefflich streiten. Unbestritten sind diese Fahrzeuge bei den Käuferinnen jedoch sehr beliebt. Teslas zweites Serienauto ist sicher auch aus diesem Grund das vollelektrische SUV Tesla Model X.
Nach der Sportlimousine Tesla Model S ist das Tesla Model X das zweite Serienfahrzeug von Tesla. Wie schon beim Model S gelten auch für das Model X viele Superlative. Am augenfälligsten sind die großen Flügeltüren, die Tesla „Falcon Wing Doors“ nennt. Über sie erreicht man die beiden hinteren Sitzreihen. Denn das Model X hat optional bis zu drei Sitzreihen, auf denen je nach Ausstattung insgesamt bis zu sieben erwachsene Personen Platz finden.
Unter der Haube des Model X findet sich kein schwerer Diesel- oder Benzinmotor. Vielmehr verbirgt sich unter der vorderen Haube ein weiterer Kofferraum – der sogenannte Frunk – ein Kunstwort aus den englischen Wörtern für Vorne (Front) und Kofferraum (Trunk) – im Deutschen müssten es dann wohl Vofferraum heißen. Für Vortrieb sorgen bei Tesla ausschließlich Elektromotoren. Beim Model X sind zwei Elektromotoren, von denen je einer auf der Vorder- und Hinterachse sitzt. Je nach Ausstattung leisten die Motoren zwischen 328 und 773 PS. Die Akkus reichen je nach Größe für 300 bis 450 Kilometer realer Reichweite. An Teslas eigenen Supercharger genannten Schnellladestationen, reichen 30 Minuten aus, um ungefähr 250 Kilometer nachzuladen.
Teslas Schnellladenetz erstreckt sich schon heute von Norwegen bis Italien über fast ganz Westeuropa und wächst rasant weiter. Daneben hat Tesla ein dichtes Netz von Destination Chargern bei Restaurants, Hotels und Einkaufszentren.
SUV, Minivan, Sportwagen?
Das Tesla Model X lässt sich nur schwer in eine Kategorie einordnen. Von den Leistungsdaten, ist es ein Sportwagen, vom Platzangebot ein Minivan und vom Selbstverständnis ein SUV (Sports Utility Vehicle). Vergleichbare Fahrzeuge sind der Mercedes GLE oder der BMW X6. Während die deutschen Konkurrenten aber eher die Anmutung eines Fuchs Transportpanzers haben, hat es Tesla geschafft, diese Fahrzeugeigenschaften in eine elegante Form zu gießen. Trotzdem hat das Model X mit seinen gut fünf Metern Länge und fast 2,3 Metern Breite beträchtliche Ausmaße. Dazu bringt das Model X bis zu 2,5 Tonnen auf die Waage.
Mit dem Gewicht kommen die zwei Elektromotoren spielend zurecht. Die kleinste Motorisierung erreicht die 100 Stundenkilometer nach 5,2 Sekunden. Die Performance-Version hängt in nur 3,1 Sekunden so ziemlich alles ab, was es zu kaufen gibt. In seinem Segment ist das Model X damit konkurrenzlos. Wie für ein Elektrofahrzeug typisch lässt sich auch das Model X spielend leicht fahren. Es reagiert unmittelbar auf den Druck aufs Strompedal mit massig Drehmoment. Die Batterien sind wie beim Model S im Unterboden verbaut, so dass der Schwerpunkt trotz der Fahrzeughöhe sehr tief liegt. Das unterstützt zusätzlich die Sportwageneigenschaften des Tesla Model X. Mit dem verstellbaren Luftfahrwerk lässt sich die Bodenfreiheit von 13,7 bis 21,1 cm einstellen. Das macht das Model X zwar nicht zum Geländefahrzeug à la Landrover Discovery, reicht jedoch, um – auch dank des permanenten Allradantriebs – abseits der geteerten Pfade zu brillieren.
Im Luxus-SUV durch Feld und Flur
Auch beim Allradantrieb spielt der Elektromotor seine Vorteile aus. Zwischen den Achsen gibt es keine mechanische Verbindung. Über ein ein Gang-Reduziergetriebe treiben die Motoren die Achsen jeweils direkt an. Die Anti-Schlupfregelung überprüft die Bodenhaftung der Räder hundert Mal in der Sekunde und gibt nur so viel Leistung auf das Rad, wie es auch in Vortrieb umwandeln kann. Selbst auf schlammigen Untergründen pflügt sich das Model X ohne wild durchdrehende Räder seinen Weg.
Wie sehr ein Luxusauto mit wahlweise weißen Sitzen für mindestens 91.000 Euro als Arbeitstier auf Feld und Flur geeignet ist, lässt sich diskutieren. Es ist aber gut zu wissen, dass das Model X bei Bedarf auch dieses Terrain meistern kann.
Das Model X kann als einziges Serienelektroauto bis zu 2,25 Tonnen Anhängelast ziehen. Egal ob es mit dem Grünschnitt zum Häckselplatz, mit dem Boot zum See oder mit dem Wohnwagen an die Adria – das Model X ist bereit.
Genießen Sie die Aussicht!
Sitzt man im Tesla Model X fällt die lange bis zur B-Säule gezogene Frontscheibe direkt ins Auge – oder viel mehr der Blick auf die Landschaft, den sie freigibt. So wird jede Fahrt zum Panoramaerlebnis. Ab Höhe des Innenspiegels ist die Scheibe getönt, so dass es einem im Sommer nicht den Kopf verbrennt. Zur Not kühlt die Klimaautomatik den Innenraum angenehm herunter. Die kurzeitig erhältlichen belüfteten Sitze hat Tesla leider wieder eingestellt.
Tesla bietet zahlreiche Konfigurationen für den Innenraum an. Neben der Farbe der Sitze – weiß, cremefarben, schwarz – gibt es auch eine Auswahl der Bestuhlung. Serienmäßig kommt das Model X mit fünf Sitzen in zwei Sitzreihen. Für 3.100 Euro Aufpreis gibt es eine dritte Sitzreihe mit zwei zusätzlichen Sitzen. Wer es exklusiver und geräumiger mag, muss 6.700 Euro für die Sechssitzer-Version mit zwei Einzelsitzen in der zweiten Reihe zahlen. Die dritte Sitzreihe lässt sich 50/50 umlegen und so der Laderaum vergrößern. Bei den Konfigurationen mit drei Sitzplätzen in Reihe Zwei, lässt sich auch die zweite Reihe 1/3, 2/3 geteilt umlegen. Seit neustem verwendet Tesla statt Leder ein synthetisches lederähnliches Material.
In der dritten Sitzreihe finden auch erwachsene Menschen Platz. Dabei schrumpft der Kofferraum aber deutlich. Für längere Strecken, wird es aber auf Dauer in Reihe Drei zu eng.
Mit dem Model X auf Touren
Tesla Deutschland hat mir für eine Woche ein Model X 90 D zur Verfügung gestellt. Der Testwagen hatte eine weiße Innenausstattung und die geräumige Sechssitzer-Konfiguration. Kaum hatte ich das Fahrzeug beim Service Center abgeholt, ging es direkt auf Tour Richtung Rom. Was?! Mit einem Elektroauto kann man doch nur in der Stadt rumfahren!!!
Das ist ein altes Vorurteil, dass niemand besser als Tesla widerlegt. Das Model X ist wie geschaffen für Roadtrips und längere Strecken. Das oben erwähnte Netz aus Schnellladestationen sorgt dafür, dass man sorgenfrei ans Ziel kommt. Denn das Auto weiß, wo die Supercharger stehen und kalkuliert sie mit in die Route ein. Neuerdings kann man die Route schon am Computer planen und so durchspielen, wo man mit einem Tesla überall hinkommt (Spoiler: Überall). Es sagt sogar, wie lange die Ladung voraussichtlich dauert. In der Regel sind es meist nicht mehr als 30 Minuten. Das reicht gerade mal, um die Mails zu checken, in allen Whats App Gruppen zu antworten und auf die Toilette zu gehen. Wer sich beeilt, kann sich noch einen Kaffee holen.
Die Außenmaße des Tesla Model X stellen in kleinen italienischen Dörfern und auf engen Landstraßen eine gewisse Herausforderung dar. Ich habe mich aber schnell an die Größe gewöhnt und bin am Ende auch problemlos durch den dichten römischen Verkehr gefahren.
Die riesige Frontscheibe des Model X ist wie geschaffen, um sich auf Pass- und Küstenstraßen durch die italienische Landschaften der Toskana, Umbrien oder Latium zu bewegen. Stehen in Deutschland die Supercharger in der Regel an Autohöfen und bieten daher nur meist kulinarische Grausamkeiten wie McDonalds oder Convenience-Küche im Autohofrestaurant, finden sich in Italien wahre Perlen mit Schnellladestation. Eine der schönsten dieser Perlen findet sich etwas nördlich von Rom in Magliano Sabina direkt an der Autostrada 1 oder auch Autostrada del Sole genannt. „La Pergola“ heißt das kleine und auf den ersten Blick unscheinbare Hotel-Restaurant. Hier gibt es anständige Zimmer zu bezahlbaren Preisen. Viel wichtiger ist aber noch das Restaurant. Die Küche ist exzellent und bietet zu vernünftigen Preisen eine breite Auswahl an lokalen Köstlichkeiten – frisch aufgeschnittene Schinken und Salamis inklusive.
Das Tesla Model X meistert im Alltag auch knifflige Aufgaben und bietet in der Freizeit eine der schönsten Arten durch unseren wunderbaren Kontinent zu reisen. Der Elektroantrieb, der nahezu geräuschlos ist und keine Vibrationen erzeugt sowie die fantastische Aussicht durch die Frontscheibe lassen einen wie auf Wolken über die Straßen gleiten. Öffnet man das Fenster, dröhnt kein lauter Verbrennungsmotor mit stinkenden Abgasen. Vielmehr lässt das Elektroauto einen die Landschaft mit allen Sinnen genießen. Der Komfort und das Komplettpaket aus Fahrzeug und zuverlässiger Infrastruktur, machen den Weg so zum Ziel. Die Vorstellung mit einem Auto mit Verbrennungsmotor diese Strecke fahren zu müssen lässt mir kalte Schauer über den Rücken laufen. Mit einem Tesla würde ich aber sofort wieder losfahren.
Auf der knapp 3.500 Kilometer langen Rundreise lag der Testverbrauch bei 21,5 Kilowattstunden auf 100 Kilometer. Damit schafft das Model X 90 D reale 390 Kilometer. Damit braucht es etwas mehr als das deutlich schnittigere Model S. Aber nicht mehr als die kleinere und deutlich schwächere elektrische B-Klasse von Mercedes.
Autonomes fahren
Laut Aussagen von Tesla-Chef Elon Musk reicht die serienmäßig im Model S und Model X verbaute Hardware für vollautonomes fahren aus. Die Autos verfügen über insgesamt acht Kameras, ein Radar und zwölf Ultraschallsensoren. Trotzdem kann das Auto noch nicht autonom fahren. Zum einen fehlt noch die Software, zum anderen die gesetzlichen Regelungen. Heute funktionieren aber schon zahlreiche Assistenzsysteme, die Tesla unter dem Begriff „Autopilot“ subsummiert. So kann das Auto selbstständig längs und quer zur Fahrtrichtung einparken. Auf Straßen mit richtungsgetrennten Fahrbahnen übernimmt das Tesla Model X viele Aufgaben vom Fahrer.
Der Spurhalteassistent hält das Fahrzeug in der Spur, während der adaptive Tempomat den eingestellten Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug einhält. Betätigt der Fahrer den Blinker und versichert sich, dass von hinten niemand kommt, wechselt das Auto selbstständig die Spur. Der Notbremsassistent hilft Auffahrunfälle zu vermeiden. Dabei ist es Tesla gelungen, dass Radar so zu programmieren, das es unter dem vorausfahrenden Fahrzeug durchschauen kann und so das Fahrzeug davor ebenfalls im „Blick“ hat. Trotzdem ist der Fahrer zu jeder Zeit voll verantwortlich für das Auto. Das Fahren mit Autopilot entlastet den jedoch Fahrer von stupiden Aufgaben, wie Spur und Abstand halten, er ermöglicht aber (noch) nicht, sich vom Verkehrsgeschehen abzuwenden.
It’s the Software, Stupid!
Wenn es heißt, dass Autos für Software-Updates in die Werkstatt müssen, lächelt man bei Tesla nur müde. Denn zum Fahrzeug gehört es selbstverständlich dazu, dass Tesla die Software permanent verbessert und weiterentwickelt. Da die Autos alle permanent über das Mobilfunknetz mit dem Internet verbunden sind, kommen diese Updates einfach über die Luft und können durch den Fahrer mit einem Tipp auf den 17 Zoll großen Touchscreen in der Mittelkonsole installiert werden.
Mit den Updates kommen neue Funktionen, Verbesserungen für die Assistenzsysteme, Fehlerbehebungen oder Tesla schließt eventuelle Sicherheitslücken im System. Sind die Voraussetzungen für Vollautonomes Fahren geschaffen, kann Tesla diese Funktion auf alle Fahrzeuge mit der entsprechenden Hardware per Update installieren. Der Vorteil der Konnektivität ist auch, dass der Besitzer über eine Smatrphone-App immer Zugriff auf das Fahrzeug hat. So lässt sich die Vorklimatisierung über das Smartphone starten, die Aufladung überwachen, starten oder stoppen. Und falls man mal vergessen hat, wo man geparkt hat, lässt sich das Auto auch über die App lokalisieren.
Tritt mal ein Problem mit dem Auto auf, kann sich der Service direkt auf das Fahrzeug verbinden und nach einer Ursache forschen und das Problem nicht selten sogar direkt beheben.
Äußere Werte
Deutsche Hersteller sind zu Recht stolz auf ihre gute Qualität und hohe Präzision bei der Fertigung. Im Zusammenhang mit Tesla gibt es immer mal wieder Berichte über Qualitätsprobleme. Vor allem beim Model X, mit seinen komplexen Flügeltüren. Denn anders als beim wohl berühmtesten Flügeltürer, dem Mercedes SL, kann das Model X durch ein zusätzliches Gelenk und Sensoren die Türen auch in engen Parklücken öffnen. Die Sensoren verhindern zudem, dass die Türen in Garagen an die Decke stoßen.
Die Konstruktion dieser Türen hat sich für Tesla als deutlich komplexer erwiesen, als sie es bei der Präsentation des Prototypen erwartet haben. So hat sich auch die Auslieferung der ersten Autos immer wieder verzögert. Und auch danach kämpfte Tesla und vor allem die Kunden mit den Kinderkrankheiten des Systems. Elon Musk, Mitgründer und Vorstandsvorsitzender von Tesla, gab später in einem Interview zerknirscht zu, dass er sich so bald nicht mehr auf solch ein Gimmick einlassen würde.
Inzwischen hat Tesla aber die Technik sehr gut im Griff. Durch Softwareupdates bekamen die Türen eine bessere, präzisere und schnellere Steuerung. Was aber vor allem bei frühen Model X aus dem Jahr 2016 auffällt, ist die teilweise mangelhafte Einpassung der Türen in die Karosserie. Mit dem Ergebnis, dass die Spaltmaße teilweise erschreckende Ausmaße annahmen oder die Linienführung der Karosserie nicht mehr stimmt, weil sich bei den Übergängen zwischen Karosserie und Türen Absätze bilden. Die Servicecenter in Deutschland waren aber bemüht, diese Mängel nach der Auslieferung weitestgehend zu beseitigen. Auf dem Bildern sieht man, dass auch der Testwagen noch ziemliche Probleme mit der Einpassung der Flügeltüren hatte.
Dem Fahrspaß tut das natürlich keinen Abbruch. Und der Fahrspaß ist bei Tesla serienmäßig und unschlagbar.
Elon Musk sprach nach der Einführung des Model X von der Produktions-Hölle, durch die die Ingenieure, Techniker und Bandarbeiter gehen müssen. Heute haben sie auch beim Model X diese Hölle weitestgehend hinter sich gelassen. Dafür schmoren Sie jetzt beim Model 3 in der Produktionshölle.
Wer braucht so ein Auto?
Das Tesla Model X kostet in der Grundausstattung mindestens 91.000 Euro. Aufgrund des hohen Grundpreises ist es vom Umweltbonus ausgenommen. In der 773 PS-Version mit allen Extras kommt das Model X sogar auf 180.000 Euro. Das ist natürlich viel Geld. Stellt man aber die direkten Konkurrenten Mercedes GLE und BMW X6 daneben, zeigt sich, dass das Model X ausstattungsbereinigt etwa gleich viel kostet oder sogar günstiger ist. Dagegen schlägt das Model X seine Konkurrenz beim Unterhalt um Längen. Mit einem Testverbrauch von 21,5 kWh/100 km kosten die 100 Kilometer ab der heimischen Steckdose keine sieben Euro. Das Model X ist zudem als Elektroauto zehn Jahre steuerbefreit. Der Elektromotor braucht deutlich weniger Wartung als ein Verbrennungsmotor. Durch das regenerative Bremsen, bei dem das Auto die Bewegungsenergie über die Motoren wieder in elektrische Energie umwandelt und in der Fahrbatterie speichert, verschleißen die Bremsen deutlich langsamer.
Stellt sich aber immer noch die Frage, nach dem Nutzen eines solchen Schlachtschiffs. Letztlich muss diese Frage jeder für sich selbst beantworten. Das Tesla Model X ist aber auf jeden Fall der schönste und eindrücklichste Beweis, dass Elektroautos keine Stadtautos sein müssen, sondern eben auch genau das Gegenteil davon sein können, eben ein Anti-Stadtauto.
Vorteile:
- Großes Platzangebot
- Vielfältig konfigurierbarer Innenraum
- Starke Performance
- Breites Set an Assistenz- und aktiven Sicherheitssystemen
- Geringe Unterhaltskosten
- Hoher Fahrtkomfort
- Sehr wertstabil
- 2,25 Tonnen Anhängelast
- Konnektivität
- Inklusive Ladeinfrastruktur
Nachteile:
- Fahrzeuggröße
- Hoher Anschaffungspreis
- Dritte Sitzreihe bei längeren Fahrten für große Personen ungeeignet
- Bei frühen Modellen: Verarbeitung (vor allem Karosserie)
Einen weiteren Testbericht von mir über das Model X findet ihr auf dem Energiedienst-Blog.
Bildergalerie


















































8 Kommentare
Ich lese deine Berichte immer wieder gerne – und freue mich besonders auf deinen Fahrbericht zum Model 3, welches du sicherlich als eine der ersten hierzulande bekommen wirst 😉
Also bei den geringen Unterhaltskosten bin ich skeptisch. Ein so teures und leistungsstarkes Auto dürfte bei den Versicherungskosten (Haftpflicht + Vollkasko) nicht gerade billig sein. Und für einen Satz Reifen wird man auch schon einiges los.
Also bestenfalls relativ geringe Unterhaltskosten – eben im Vergleich zu einem Verbrenner SUV mit der gleichen Kragenweite.
Und was die Offroad Tauglichkeit betrifft: an die Offgrid Tauglichkeit hat man bei Tesla nicht gedacht. Ein Elektroauto für 100.000 EUR und einer Mordsbatterie und dann nicht mal ne billige 230V-Steckdose für das Elektrowerkzeug unterwegs. Schon irgendwie schwach.
Und die AHK scheint bei Tesla wohl auch wie die Flügeltüren eine traumatische Erfahrung gewesen zu sein. So traumatisch, dass sie sie beim Model 3 nachdem zuerst angekündigt wurden, dann klammheimlich unter den Tisch fallen gelassen wurden. AHK-Kunden – bei Tesla unerwünscht.
Aber der Anhängerbetrieb mit dem MX hat es in sich!
Nachdem ich 2017 am Festival-Ende in Wacken meinen Wohnwagen mit dem MX über 200 Meter durch 30 cm tiefen Schlamm auf die Straße gezogen hatte, habe ich erst durch das scharrende Geräusch auf der Asphalt-Decke bemerkt, daß ich den Wohnwagen die ganze Zeit mit angezogener Handbremse durchs Gelände gewühlt hatte.
Zu den Unterhaltskosten:
Eine sehr gutes Versicherungspaket kostet derzeit zwischen 1200 und 1500.- EUR im Jahr für Tesla Model X. Für einen vergleichbaren X6 ist man schnell beim Doppelten.
10 Jahre keine KFZ Steuer, danach um die 80 EUR im Jahr
Man bekommt bei Telsa auf das Model X komplette 4 Jahre Garantie / 80.000 km OHNE dass ein Service verpflichtend ist (bei den meisten Autoherstellern erlischt die Garantie, wenn man nicht genau jährlich den Service macht).
Zudem bekommt man eine Garantie über 8 Jahre ohne Kilometerbregrenzung für Traktionsbatterie und Antriebseinheit. Ebenfalls ohne jede verpflichtende Wartung.
Wie bei allen anderen Elektrofahrzeugen auch, werden durch die Rekuperation die Bremsen deutlich seltener benutzt. Daher ist eine Wartung an der Bremsanlage, je nach fahrweise, erst zwischen 120.000 bis 200.000 km fällig. Das ist erheblich weniger als bei Verbrennern.
Zudem gibt es keine Ölwechsel, Motordichtungen, Zündkerzen. Steuerketten, Getriebeöle, Turbos usw. die eine Wartung benötigen.
Der Satz Reifen kostet genausoviel wie bei anderen SUV in der Klasse.
Wer braucht im Zeitalter der Akkuwerkzeuge eine 230 V Steckdose? Haben andere SUV auch nicht. Kleine Generatoren kann man auch kaufen.
Die Anhängerkupplung wird beim beim Model 3 optional bestellbar sein.
https://twitter.com/elonmusk/status/716708661024804866?lang=de
Deswegen habe ich ja auch geschrieben „relativ gering“.
Und das Versprechen auf eine AHK beim Model 3 hat Musk zurückgenommen:
https://twitter.com/elonmusk/status/916407144047558656
und es hat auch keiner bei den ausgelieferten Model 3 irgendeinen Hinweis auf AHK-Tauglichkeit gefunden:
https://www.youtube.com/watch?v=V4KsgihLxoU&t=3m13s
Und was die 230V Netzstromsteckdose betrifft:
das ist mir eigentlich noch zu wenig. Ich brauch 400V-Männerstrom. Akkuspielzeug kannste echt vergessen, wenn du richtig arbeiten willst. Hier geht’s nicht um drei Schrauben zu versenken. Hier geht’s um richtig und stundenlanges Arbeiten mit Kettensäge, Freischneider, Hochentaster usw. in the middle of nowhere. Und die 230V Steckdose gibt es deswegen in Verbrennern nicht, weil die eben total ineffektiv als Stromerzeuger sind bzw. es gibt sie schon z.B. bei Feuerwehrautos, das sind aber sehr spezielle und entsprechend teure Sonderanfertigungen. Ich werd mir in mein e-Auto auf jeden Fall einen DC-AC-Wandler mit ordentlich Wumms einbauen und dann mal testen.
Das größte Tesla Problem sind momentan die völlig überlasteten Service Center. Dazu gibt es keinen weiteren Ersatzteilmarkt und selbst kleinere Reparaturen kosten schnell mehr als sich mancher leisten kann.
Sie schreiben anderswo, nur bedingt zutreffend: „Die Lärmbelastung in unseren Städten würde mit Stromern dramatisch sinken. Wer schon einmal an einer Hauptverkehrsstraße gewohnt hat, weiß, wie belastend und letztlich krankmachend Verkehrslärm ist.“ [in http://www.sonnewindwaerme.de/mobilitaet-panorama-gastkommentar/maer-schmutzigen-elektroauto ]
Auf Hauptstraßen wird aber schnell gefahren, und bei höherer Geschwindigkeit überwiegen zunehmend die Rollgeräusche. Bei einem Auto mit hohem Gewicht sind auch diese lauter, das gilt besonders bei einem SUV mit (über-) großer Batterie wie dem Model-X. Somit ist das Model X in der Tat ein für den Stadtverkehr weniger geeignetes, gegen die Interessen anderer Stadtbewohner gerichtetes „Anti-Stadt“ Auto. Wie auch andere SUV.
Daher heißt der Artikel auch so. Aber man muss auch bedenken, dass die Geräusche des Verbrennungsmotors viel weiter tragen als die Rollgeräusche. Aber ich würde mir auch lieber Innenstädte wünschen in denen Fahrrad und Fußgänger die Hauptverkehrsträger sind. Im ursprünglichen Artikel war auch dazu ein ganzer Abschnitt, der fiel aber leider dem Platz im Heft zum Opfer.