Der Verbrauch von Elektroautos wurde in Europa bisher nach dem NEFZ berechnet. Wie zuverlässig ist die Angabe bei Elektroautos?
Wer ein Auto mit Verbrennungsmotor fährt, fängt bei den Verbrauchsangaben im Katalog erst an zu lachen und dann an leise zu weinen. Selbst der zarteste Gasfuß auf der ebensten Strecke ohne Gegenwind kann diese Verbrauchswerte nicht erreichen. So hat eine Studie des ICCT (International Council on Clean Transportation) gerade wieder herausgefunden, dass die Autos im realen Leben im Schnitt 42 Prozent mehr verbrauchen.
Wie sieht das bei Elektroautos aus, sind die Angaben hier verlässlicher? Die Angabe, die bei Elektroautos als erstes ins Auge sticht ist die Reichweite. Auch die beruht auf dem Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ). Die gute Nachricht vorweg, fast alle Elektroautos können die angegebene NEFZ-Reichweite auch auf der Straße erreichen. Die schlechte Nachricht: Ihre Mitmenschen werden Sie hassen. Denn um beispielweise mit einer neuen Renault ZOE R90 die angegebenen 400 Kilometer zu schaffen, bedarf es dem sogenannten „Hypermiling“. Dabei wird extrem verbrauchsoptimiert gefahren. Also nicht schneller als 90 Stundenkilometer, keine starken Beschleunigungen und möglichst gleichmäßig auf der Ebene fahren. Manche Elektromobilisten machen sich einen Spaß aus der Sache.
Reichweite pfui, Verbrauch hui
Die reale Reichweite liegt bei der ZOE R90 im Sommer eher bei um die 300 Kilometer. Im Winter zwischen 200 und 250 Kilometer. Schaut man sich die NEFZ-Reichweiten anderer Elektroautos und ihre realen Reichweiten an, lässt sich folgende Faustregel ableiten. Die reale Reichweite ist ungefähr NEFZ minus ein Drittel. Dabei hängt die Reichweite von einigen Faktoren ab. Doch dazu unten mehr.
Ein zuverlässigerer Wert ist bei Elektroautos im Gegensatz der kombinierte Normverbrauch. Renault gibt bei der ZOE R90 13,3 Kilowattstunden (kWh) auf 100 Kilometer (km) an. Ein Wert, den man zumindest im Sommer im Alltag ohne Probleme erreichen kann. Tesla gibt für das Model S 75D 18,9 kWh/100 km an. Auch dieser Wert ist im Sommer problemlos zu erreichen.
Rechnet man die Verbräuche auf die Batteriekapazitäten um, zeigen sich, dass die Werte näher an der Realität liegen. Die ZOE R90 hat einen 41 kWh-Akku. Kommt also bei 13,3 kWh/100 Kilometer 308 Kilometer weit. Das Tesla Model S 75D hat einen 75 kWh-Akku, von dem etwa 70 kWh nutzbar sind. Die kombinierte Reichweite liegt also theoretisch bei 370 Kilometern. Beim Sparwunder Hyundai Ioniq liegt der Normverbrauch im Mix bei 11,5 kWh/100 km. Bei seiner 28 kWh-Batterie kommt er mit dem Verbrauch 243 Kilometer weit. Eine durchaus realistische Reichweite.
Viele Spielverderber
Die im vorigen Absatz genannten Reichweiten gelten für optimale Bedingungen. Also wenig Steigungen, moderate Außentemperaturen, die weder Heizung noch Klimaanlage benötigen, trockene Fahrbahn und ein gemäßigter Fahrstil mit einem Mix aus Stadt-, Überland- und Autobahnfahrten. Es gibt also zahlreiche Faktoren die der Reichweite in die Suppe spucken können. Das gilt übrigens auch für Autos mit Verbrennungsmotor. Auch hier führen diese Faktoren zu einem Mehrverbrauch. Durch die relativ wenige Energie, die die meisten Elektroautos mitführen, fallen sie hier aber stärker ins Gewicht.
Witterungsbedingungen
Bei Regen und nasser Fahrbahn steigt der Rollwiderstand. Das Auto muss also mehr Kraft aufbringen, um mit gleicher Geschwindigkeit voranzukommen. Der Verbrauch steigt. Der erhöhte Rollwiderstand kommt daher, da der Reifen das auf der Fahrbahn stehende Wasser verdrängen muss. Je mehr Wasser auf der Fahrbahn steht, desto größer der Effekt.
Auch Seiten- und Gegenwind erhöhen den Verbrauch, Rückenwind senkt ihn dagegen.
Die Wahl der Reifen hat ebenfalls eine Auswirkung auf den Verbrauch. Wie effizient Reifen mit der Energie umgehen, lässt sich am Energielabel ablesen. In der Regel haben Winterreifen einen höheren Haftwiderstand, so dass hier der Verbrauch ansteigen kann. Auch der Reifendruck hat eine Auswirkung auf den Verbrauch. Muss der Motor ständig schlaffe Reifen umwalken, steigt der Verbrauch. Viele Elektroauto-Fahrer fahren daher mit leichtem Überdruck. Das senkt den Verbrauch aber auch unter umständen den Komfort, da die Federwirkung des Reifens abnimmt.
Außentemperaturen
Verbrenner haben den Vorteil, eigentlich primär fahrende Heizungen zu sein. Gehen doch 70 bis 80 Prozent der Energie als Abwärme „verloren“. Das Elektroauto hat eine sehr gute Systemeffizienz, so dass vergleichsweise wenig Abwärme entsteht. Daher muss das Elektroauto mit Strom heizen und das geht natürlich auf die Reichweite.
Telsa verwendet eine ziemlich primitive Heißluftheizung, die im Prinzip nichts anderes als ein Fön ist einen elektrischen Wärmetauscher um eine Flüssigkeit zu erwärmen, die dann die Kabinenluft heizt. Im (Langstrecken-)Fahrbetrieb nutzt der Tesla über Umschaltventile die Abwärme von Elektromotor und Inverter, um elektrische Energie des Zuheizers zu sparen. Energieeffizient ist anders. Das System zeichnet sich nicht durch besondere Effizienz aus (Danke an Thomas Igler für die Richtigstellung). Bei den vergleichsweise großen Batterien legt Tesla aber offenbar keinen Wert auf eine effiziente Heizung. Denn es gibt deutlich effizientere Wege ein Elektroauto zu heizen. Die Wärmepumpe kommt bei gleicher Heizleistung mit einem Drittel der Energie aus. Die Renault ZOE hat die Wärmepumpe serienmäßig an Bord. Beim VW eGolf, BMW i3, Nissan Leaf, Nissan eNV 200, Hyundai ioniq electric und anderen Autos gibt es sie gegen Aufpreis oder ab einer bestimmten Ausstattungslinie. Der Vorteil der Wärmepumpe ist, dass sie im Sommer auch als Klimaanlage funktioniert.
Niedrige Außentemperaturen haben auch einen direkten Einfluss auf die Batterie. Der größte Reichweitenverlust im Winter kommt daher nicht unbedingt vom Heizen. Ist die Batterie kalt, kann sie weniger Energie aufnehmen. Vor allem kann sie nur langsam geladen werden. Daher sind die Batterien vieler Elektroautos aktiv geheizt, um die Einbußen im Winter zu kompensieren. Die Batterie zu heizen kostet natürlich ebenfalls Energie.
Wer in der kalten Jahreszeit weite Strecken fahren möchte, sollte unbedingt mit einem vollgeladenen Auto starten. Denn es dauert auch mit Heizung bis die Batterie auf Temperatur kommt und mit voller Leistung schnellladen kann. Fährt man auf der Autobahn die Batterie leer, sind die Batterien auch bei Autos ohne aktive Batterieheizung jedoch durch den Innenwiderstand bei der Entladung warm genug, um wieder Schnellladen zu können.
Topographie
Wer mit dem Fahrrad schon mal einen Berg hinaufgestrampelt ist, weiß um den immensen Kraftaufwand im Vergleich zu Ebene. Obwohl die Schwerkraft die schwächste aller Naturkräfte ist, zehrt sie beim Aufstieg an unseren Kräften. Einem Auto geht es nicht anders. Auch wenn man es beim Elektroauto nur beim Blick auf die Verbrauchsanzeige merkt. Bergauf steigt der Verbrauch massiv an. Die zehn Prozent Batteriekapazität die in der Ebene noch locker für 30 Kilometer reichen würden, schrumpfen je nach Steigung schnell mal auf zehn oder weniger Kilometer zusammen.
Aber überall wo es bergauf geht, geht es auch irgendwann wieder bergab. Und jetzt ist das Elektroauto unschlagbar. Fährt es bergab oder verzögert, kann es die Energie zurück gewinnen. Diesen Prozess nennt man Rekuperation. Dabei wird die Bewegungsenergie oder am Berg die potentielle Energie über den Elektromotor – der zum Generator wird – wieder in elektrische Energie umgewandelt und in der Batterie gespeichert. Weiterer Vorteil, die mechanischen Bremsen müssen kaum oder gar nicht zu Einsatz kommen und werden geschont.
So nivelliert sich der Mehrverbrauch bei einer Fahrt über einen Berg nahezu. Es ist zwar nicht ganz so wie auf der Ebene, aber der Mehrverbrauch ist überschaubar. Voraussetzung ist natürlich, dass man beim Weg ins Tal die Rekuperation auch möglichst ausnutzt. Womit wir bei dem wohl entschiedensten Faktor wären.
Der Fahrstil
Wie weit man tatsächlich mit dem Elektroauto kommt, hat jeder selbst im Fuß. Bleifuß, abruptes Bremsen, starkes Beschleunigen und nicht vorausschauendes Fahren sind absolute Reichweitenkiller. Aber man muss nicht fahren wie auf Valium, um noch vernünftige Reichweiten zu erzielen. Die Zauberworte heißen gleichmäßiges und vorausschauendes Fahren. Im dichten Verkehr auf der Autobahn in jede Lücke beschleunigen, um gleich wieder hinter der nächsten Kolonne abbremsen zu müssen, frisst nicht nur Sprit, sondern auch Strom. Erst kurz vor einer roten Ampel scharf bremsen verspielt kostbare Energie, die durch rechtzeitiges Rekuperieren gewonnen hätte können.
Es braucht ein wenig Übung aber nach ein paar Hundert Kilometern kennt man sein Auto gut genug. Dann ist es kein Problem, allein mit der Rekuperation auf den Punkt genau anhalten zu können. Die mechanische Bremse braucht es dann nur noch um das Fahrzeug am Wegrollen zu hindern. Auch auf der Schnellstraße lässt sich bei gleichmäßiger Fahrweise und Voraussicht auf die mechanische Bremse verzichten. Der Vorteil: die Felgen bleiben schön sauber.
Verzichtet man auf die Rekuperation kann die Reichweite im Stadtverkehr um bis zu 20 Prozent sinken. Das macht deutlich, welches Potential in der Nutzung der regenerativen Bremse liegt. Bei manchen Herstellern wie BMW und Tesla lässt sich die gesamte Rekuperation über das Fahrpedal steuern. So kann man locker mit einem Fuß fahren – das sogenannte One Pedal Drive. Bei der ZOE liegt die eine Hälfte der Rekuperationsstärke auf dem Fahrpedal, die andere Hälfte auf dem Bremspedal. Andere Autos wie der Hyundai ioniq regeln die Stärke der Energierückgewinnung über Pedals am Lenkrad.
Natürlich spielt auch die Durchschnittsgeschwindigkeit beim Verbrauch eine Rolle. Aus der Fahrschule wissen wir noch – oder sollten wir noch wissen, der Windwiderstand steigt mit dem Quadrat der Geschwindigkeit: FLuft = rho/2 * cw * A * v2 (rho = Dichte der Luft; cw = cw-Wert; A = Anprallfläche, v = Geschwindigkeit). Die Geschwindigkeit hat also den größten Einfluss auf den zu überwindenden Luftwiderstand. Nun gibt es Autos, die mit hohen Geschwindigkeiten besser zurecht kommen als andere. Das liegt zum einen natürlich am cw-Wert und der Anprallfläche, zum anderen an den technischen Eigenschaften des Elektromotors.
Am unteren Ende des Spektrums liegt die Renault ZOE die jenseits der 110 km/h zur Säuferin wird. Am oberen Ende des Spektrums liegt der an sich schon extrem sparsame Hyundai ioniq, der auch auf der Autobahn in Sachen Effizienz punkten kann.
NEFZ, EPA und WLTP
Wie bei Verbrennern auch unterscheiden sich je nach Größe, Gewicht und Leistung die Verbräuche der verschiedenen Fahrzeuge. Ein tatsächlicher Vergleich ist daher nur in der gleichen Klasse und unter gleichen Bedingungen möglich. Gleiche Bedingungen lassen sich in der Regel nur mit genormten Prüfzyklen wie dem NEFZ sicherstellen. Da der NEFZ aber oft mit der Realität so viel zu tun hat, wie ein rosafarbenes Einhorn, das regenbogenpupsend durch die Luft fliegt, hat dieser Prüfzyklus seit dem 1. September 2017 ausgedient. Näher an der Realität ist der US-amerikanische Prüfzyklus, der auch umgangssprachlich als EPA (United States Environmental Protection Agency) Zyklus bezeichnet wird. Der Verbrauch wird in MPGe (Miles per Gallon Gazoline equivalent (Meilen pro Gallone Benzin äquivalent)) angegeben. 1 MPGe entspricht etwa 0,048 km pro kWh. Der Hyundai ioniq hat einen Wert 136 mpg-e. Mit einer kWh kommt er also 6,5 km weit. Für 100 km ergibt sich so ein Durchschnittsverbrauch von 15,4 kWh/100 km. Damit liegt der EPA Zyklus sehr nah an der Realität und ist im Alltag ohne Probleme zu erreichen und teilweise sogar zu unterbieten.
Der WLTP oder Worldwide harmonized Light vehicles Test Procedure, ist ein neues Testverfahren zur Bestimmung der Abgasemissionen und des Kraftstoffverbrauchs, der seit dem 1. September in der Europäischen Union gilt. Der eigentliche Testzyklus heißt WLTC (Worldwide harmonized Light vehicles Test Cycle). Er soll realitätsnähere Angaben als der bisherige NEFZ liefern. Der Zyklus ist länger und fordert mehr Leistung vom Fahrzeug ab.
Das Elektroauto ist ein Sparwunder
Beim Vergleich des Energieaufwands, um 100 km mit einem Elektroauto oder einem Verbrenner zu fahren, zeigt sich, wie effizient der Elektroantrieb ist. Diesel hat einen Heizwert von 9,7 kWh/l, Benzin von 8,5 kWh/l. Ein Verbrauch von 20 kWh/100 Kilometer entspricht also dem Energiegehalt von 2,06 Litern Diesel oder 2,35 Litern Benzin.
Anhaltspunkte für den realen Verbrauch
Die Seite Spritmonitor ermöglicht es, den Verbrauch seines Fahrzeuges zu erfassen. Über Median und Normalverteilung kommen im Schnitt relativ zuverlässige Werte heraus. Bei vielen Elektroautos ist die Zahl der registrierten Fahrzeuge noch vergleichsweise niedrig. Um so höher die Zahl der registrierten Fahrzeuge, desto genauer ist die durchschnittliche Verbrauchsangabe. Die Angaben decken sich aber meistens mit den Alltagserfahrungen vieler Elektromobilisten.
Beispiele für den Verbauch laut Spritmonitor:
- BMW i3: 14,88 kWh/100 km (EU*: 12,9 bis 14,3 kWh, EPA: 17,2 bis 18,1 kWh)
- Hyundai ioniq electric: 12,83 kWh/100 km (EU 11,5 kWh, EPA: 15,7 kWh)
- Kia Soul EV: 16,97 kWh/100 km (EU: 14,3 kWh, EPA: 20,4 kWh)
- Mercedes B250e: 20,59 kWh/100 km (EU: 16,6 kWh, EPA: 25 kWh)
- Mitsubishi i-MiEV: 14,20 kWh/100 km (EU: 13,5 kWh, EPA: 19,1 kWh)
- Nissan Leaf: 16,58 kWh/100 km (EU: 15,0 kWh, EPA: 18,7 kWh)
- Renault ZOE: 16,59 kWh/100 km (EU: 13,3 kWh, EPA: n.a.)
- Smart fortwo (BR452): 15,80 kWh/100 km (EU: 15,1 kWh, EPA: 20 kWh)
- Tesla Model S: 20,54 kWh/100 km (EU: 18,5 bis 20,0 kWh, EPA: 21 bis 24 kWh)
- VW eGolf: 16,06 kWh/100 km (EU 12,7 kWh, EPA: 18,4 kWh)
*Die Verbrauchsangaben in der EU basieren auf unterschiedlichen Messverfahren oder sind Herstellerangaben ohne weitere Präzisierung.
25 Kommentare
Selbst der zarteste Gasfuß kann diese Werte NICHT erreichen ?!?
Ups! Da habe ich doch glatt das „nicht“ vergessen. Ist ergänzt. Vielen Dank für den Hinweis 🙂
Das ist eine umfassende Darstellung zum Thema und kann voll und ganz zustimmen.
Ein paar ergänzende Punkt möchte ich noch beitragen:
Beim E-Motor gibt es kein Kaltstartverhalten. Er ist immer gleich effizient. Wer viele Kurzstrecken mit einem Verbrennungsmotor fährt wird einen erheblichen Mehrverbrauch zu den Normangaben feststellen. Grund ist, dass beim Kaltstart absichtlich mehr Kraftstoff als nötig eingesetzt wird um den Motor schnell auf Betriebstemperatur zu bekommen. Das verringert den mechanischen Verschleiß und bringt auch die Abgasreinigungsanlage schneller in den Temperaturbereich, bei dem sie wirksam ist. Das ist auch bei den Verbrauchsanzeigen zu sehen, wo schon mal nach dem Start 20-30 Liter/100 km angezeigt werden.
Zu „Das Elektroauto ist ein Sparwunder“ muss man allerdings noch dazu sagen, dass bei der Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen auch nur ein Wirkungsgrad von 40-50% erreicht wird. Wenn man den Einsatz von Primärenergie rechnet entspricht dann 20kWh/100km eher von 4-5 Litern/100 km, was allerdings auch noch sehr sparsam ist und mit einem Verbrenner nur schwer erreichbar ist.
Erst wenn der Strom überwiegend aus erneuerbaren Quellen stammt, kommt es zu dem großen Einspareffekt beim CO2-Ausstoß.
Ich habe auch noch einen großen Einfluß der verwendeten Bereifung festgestellt. Vor allem Winterreifen haben oft einen höheren Rollwiederstand und damit kommen beim E-Auto im Winter zusammen:
– Erhöhter Bedarf zum Heizen
– Weniger Energie in der Batterie nutzbar
– Mehrverbrauch durch die Reifen/Wetterbedingungen
Das Problem wird mit steigenden Batterie-Kapazitäten aber immer weniger ein Problem werden.
Und eine Wärmepumpe für die Heizung kann ich auch nur wärmstens empfehlen.
Hallo net-worker,
vielen Dank für deine Ergänzungen. Die Sache mit den Reifen habe ich tatsächlich vergessen und jetzt ergänzt.
Das der Elektromotor keinen Kaltstart kennt, macht ihn auch gerade für Flotten mit vielen Kurzstrecken interessant, da er nicht mehr verschleißt. Kühlt im Winter die Kabine zwischen den Fahrten jedoch aus, und muss immer wieder hochgeheizt werden, steigt auch beim Elektroauto der Verbrauch.
Ich habe bei der Verbrauchsrechnung nur Tank to Wheel betrachtet. Denn auch Benzin und Diesel kommen schon mit einem nicht unerheblichen CO2-Rucksack an der Tankstelle an. Beim Strom kommt es vor allem darauf an, wie er erzeugt wurde. Aber selbst mit dem relativ schmutzigen deutschen Graustrom ist das Elektroauto um den Faktor 2 bis 2,5 CO2-effizienter.
2015 fielen im Strommix pro erzeugter Kilowattstunde (kWh) 535 Gramm CO2 an.
Ein Tesla Model S braucht 21 kWh / 100 km. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 11,235 kg / 100 km.
Ein vergleichbarer Audi A7 3,0 TDI braucht 8 Liter Diesel / 100 km. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 21,12 kg / 100 km.
Ein vergleichbarer Audi A7 3,0 TSFI braucht 11,8 Liter Benzin / 100 km. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 27,494 kg / 100 km.
Auch in der Mittelklasse ist diese Rechnung positiv für das Elektroauto:
eGolf (116 PS): 16,64 kWh / 100 km = 8,902 kg CO2 / 100 km
Golf Diesel (100 bis 130 PS): 5,56 Liter / 100 km = 14,678 kg CO2 / 100 km
Golf Benzin (100 bis 130 PS): 7,32 Liter / 100 km = 17,056 kg CO2 / 100 km
(Quellen: Umweltbundesamt, Spritmonitor.de)
Welches Auto kann schon mit realen 4,25l Diesel oder 4,8l Benzin auf 100km die Performance eines Model S?
Diese ganzen Spritlobbyisten können nur mit viel Propaganda ihre Premiumprodukte am Laufen halten, denn technisch-physikalisch haben sie schon lange verloren.
Jana Höffner, sehr gut recherchiert und damit ein Haufen Arbeit geleistet. Sehr gut!
Der Dieselverbrauch / Benzinverbrauch muss noch mit fast 30% erhöht werden für die CO2-äquivalenz, da noch „Well -To-Tank“ dazukommt (Erdölgewinnung, Raffinerie, Transport bis zur Tankstelle). Nur so ist ein fairer Vergleich möglich mit der Strom CO2 equiv.
==> So ergibt sich für 8 Liter Diesel eine Gesamtmenge von 24,72kg CO2-equiv (also noch einmal 30% schlechter).
– Und ein Oekostrom mit Wasserkraft schlägt ca. mit 17g / kWh CO2 equic zu Buche, also noch einmal über 35 Mal sauberer als der MixStrom aus DE.
– Ob Kurzstrecke oder Stadtverkehr ist beim E-Motor nicht wirklich wichtig.
– Starter-Bleibatterie 80Ah *12V = 1kWh beim Diesel hat bei der Produktion etwa gleichen CO2-equiv wie 1kWh Li-Ion Akku beim Prius Hybrid-Motor.
Wie immer sehr schön geschrieben und gut recherchiert! Danke Jana, mehr davon!
Die Angaben für Tesla kann ich bestätigen, der Verbrauch meines Model S 70D entspricht dem des genannten 75D – und das mit dem Föhn ist mehr als richtig, Effizienz ist anders. Aber dafür wird es auch schnell warm im Winter….
Hallo Dr. M,
oben gibt es eine Ergänzung zum Thema Tesla-Heizung. Das hatte ich nicht korrekt dargestellt.
Hallo Jana, danke, aber gilt das auch schon für die pre-facelift Modelle? In jedem Fall gilt aber, dass man auch ein Elektroauto im Winter warm bekommt – und oft kann man auch per App vorheizen.
Hallo , Danke für diesen sehr guten Artikel. Leider lesen das hier wahrscheinlich nur wieder Menschen die sich sowieso zu Informieren wissen.! Dieses Wissen gehört in die große Öffentlichkeit und als Zwangs Literatur für Politiker.
Hallo Volker,
auf meiner Seite landen täglich mehrere Hundert Menschen, die noch nicht totale Cracks sind und hauptsächlich nach Infos zur Elektromobilität suchen.
Anmerkung zur Reichweitenberechnung: Die vom Hersteller angegebenen Verbrauchswerte sind in der Regel Verbrauch ab Stecker, d. h. Ladeverluste sind darin enthaltenen. Zieht man diese ab und berechnet dann über die nutzbare Batteriekapazität die Reichweite, kommt man wieder auf den NEFZ-Wert.
Bei meinem Kangoo ist der am Bordcomputer genannte Gesamtverbrauch momentan 9111 kWh, Winter und Sommer durchgerechnet.
Km Stand ist 36530 km. Kastenwagen mit einen Person und ca 50 kg Zuladung. Parkt immer draußen in der belgischen Eifel.
Effektiv ausgelesen am OBDbus (Diagnose Stecker) ist der Verbrauch allerdings 12123 kWh, eine Differenz von 33% Mehrverbrauch den man aber nur feststellen kann wenn man einen Ausdruck bei der Werkstatt fragt.
Durchgschnittsgeschwindigkeit 49 km/st, im Sommer 15,3 kWh pro 100 km, im Winter 26 kWh pro 100 st, aber effektiv also 33,1 kWh pro 100 km ganzjährige Durchschnitt.
Hier werden also deutlich weniger verbrauchte KWh auf dem Bordcomputer angezeigt als effektiv reingesteckt werden!
Festgestellt wurde das vorgestern, und Renault Belgien arbeitet jetzt an eine Erklärung.
Der Ausdruck der Diagnose der Batterie gibt 100% State of Health aber nennt KEINE Kapazität.
Die Kapazität des Batteries ist nach telefonische Aussage jetzt nach 64 Monate 84%, wird also bis zum Ende der Batterieleasing noch gerade 76% haben. Ersatzbatterie erst ab unter 75 %…
Ich möchte noch ergänzen, dass bei einem Elektroauto erhöhte Leistung nicht zwingend mit erhöhten Verbräuchen einhergeht. Ich werde oft gefragt, warum denn ein Elektroauto so viel Leistung haben muss. Diese Frage zielt natürlich darauf ab, dass die Verbrennerdenke vorherrscht, wonach ein kleinerer Motor zu einem wesentlich günstigeren Preis und besseren Verbräuchen führen würde. Auch ist ein Tesla Model S bei 130 km/h aufgrund des guten Luftwiderstandsbeiwerts sparsamer als ein z.B. ein leichtes Schrägheck wie der BMW i3.
Allerdings wird der, der sich ein leistungsstarkes Elektroauto kauft, diese Leistung auch öfters mal abrufen, was dann auch die Werte bei spritmonitor.de verfälscht.
Whaoow ! Ein wirklich umfangreiches Kompendium zum Thema Verbrauch bei eAutos.
Bleibt nur noch zu ergänzen, dass die Heizung der Batterie (und des Fahrzeugsinnenraums) schon vor der Abfahrt erfolgen kann. Es wird dadurch die volle Batteriekapazität bereitgestellt und keine Energie für das Aufwrmen aus der Batteeie entnommen, wenn das Auto vor der Abfahrt mit der Ladesteckdose verbunden wird.
Aber vielleich verwirren wir den Otto-Normalbürger damit auch zu sehr.
Für Interessenten sei aber hiermit gesagt: damit erreicht man auch im Winter hohe Reichweiten.
Spritmonitor ist leider nicht wirklich zu gebrauchen. Die Angaben sind stark unterschiedlich zu den einzelnen Fahrzeugen und man muss leider immer wieder in die Beschreibungen schauen.
So fällt auf, das die Angaben mit hohen Verbräuchen bei Spritmonitor meist „Wall-to-Wheel“ ist und die angaben mit niedrigen Verbräuchen meist nur von BC abgelesen ist. Leider mogeln viele Hersteller bei den BC Verbräuchen genauso wie bei den Abgastests. Somit ist Spritmonitor als Datenquelle zu unzuverlässig, solange man nur vom BC abliest.
P.S. meine Daten in Spritmonitor sind ab Wallbox.
Hallo Paul,
ich bin im Text auf die nicht unerhebliche Streuung der Werte eingegangen. Da kommt aber die Statistik zu Pass. Denn über die Normalverteilung ergibt sich am Ende ein recht zuverlässiger Wert. Je höher die Fallzahl n ist, desto besser kommt dieser Effekt zum Tragen.
Wenn man statt dem arithmetischen Mittel (Durchschnitt) den Median ausrechnet, fallen zudem die Scherzbolde raus, die 1 oder 100 kWh angeben.
Auch zeigen die Erfahrungen vieler Elektromilisten, dass die Werte in einem realistischen Rahmen liegen.
Den COP (Coefficient Of Performance) Faktor von drei , erreicht die Wärmepumpe auch nicht wenn sie gegen ein sehr kaltes Medium arbeiten muss, z.B. Aussenluft unter Null Grad. Der COP fällt dann schnell mal unter zwei. Bei wärmeren Temperaturen hat die Wärmepumpe wieder leichteres Spiel, dort hat sie aber auch Abwärme aus dem Tesla Antrieb eher wie bei sehr kalten Temperaturen. Es ist ein Rechenspiel.
Beim Verbrenner ist der angezeigte Verbrauch von Bordcomputer (BC) zum real getankten Sprit meist sehr ähnlich. Bei meiner ZOE 210 ist der Verbrauch nach BC zu Strom ab Netz meist sehr weit auseinander. 70% Ladewirkungsgrad (11Kw und 43kW) sind schon gut. Hier ist Verbrauch nicht gleich Verbrauch und sollte künftig sehr viel mehr beachtet und konkret „ab Netz“ und „ab Akku“ angegeben werden.
Habe seit drei Wochen ein neue ZOE 40. Bei montierten Winterreifen und ökonomischem Einsatz von Heizung bzw. Strompedal benötige ich bei Temperaturen von 5 Grad Außentemperatur knapp um die 20 kwh/100km. Dies entspricht einer Reichweite von ca. 210 km Bei Temperaturen über 10 Grad ging dann der Verbrauch auf ca. 17 kwh/100km zurück. Dies entspricht einer Reichweite von ca. 250km. Da ich aktuell fast nur mit Fahrlicht (Morgens und abends halt) bin ich gespannt, ob ich bei Temperaturen über 15 Grad (und Sommerreifen) wirklich 300km Reichweite erreichen kann. Unabhängig davon macht ZOE-Fahren riesigen Spaß.
Hmm, also für den IONIQ stimmt dies so nicht. Ganz im Gegenteil halte ich die Reichweitenschätzung des IONIQ für überaus präzise, zumindest sofern man nicht den einen Tag nur durch die Stadt gurkt und den nächsten Tag mit Vollgas über die Autobahn bügelt.
Aber wer wie ich täglich die gleiche Strecke fährt, hat in der Reichweitenangabe eine ziemlich korrekte Vorhersage. Und das stimm selbst bei den jetzt deutlich fallenden Temperaturen. Der IONIQ berechnet die niedrigere Kapazität des kalten Akkus in die Berechnung mit ein – und damit stimmt die Anzeige auch dann noch, wenn es draußen friert.
Was massiv verfälscht, ist allerdings Wasser auf der Straße. Das weiß der IONIQ nicht und dann weichen die Werte tatsächlich um 10-20 % von der real erreichbaren Reichweite ab, je nach Menge des Wassers auf der Straße.
Sehr schöner Artikel!
Ich hab ein Tesla Model 3 und mich auch gefragt, ob ich damit meine Fahrten machen kann. Da ich App-Entwickler bin, hab ich mir kurzerhand eine App geschrieben, mit der ich bei einer Fahrt mit meinem jetzigen Auto sehen kann, wie sich das Model verhalten würde, insbesondere was die Batterie angeht. Ist mittlerweile im Play Store:
https://play.google.com/store/apps/details?id=com.rangecalc
und ich hab auch andere Elektroautos eingebaut, darunter auch die Zoe. Wobei ich bei der noch auf eine Messung eines Bekannten warte, um genauere Werte zu erhalten. Aktuell basiert es aus dem cw-Wert, Gewicht & Co, was nur so ungefähr passt.
Du kannst es ja mal ausprobieren und mir sagen, in wie weit die App-Ausgabe mit der Anzeige deines Autos übereinstimmt. Würde mir auf jeden Fall sehr helfen, die App genauer zu kalibieren.
nissan baut im leaf wärmepumpe UND ptc ein. das beste aus zwei welten. die wp in der übergangszeit, das ptc (ultraschnell, effizient und selbstregulierend) für tiefe temperaturen.
per app oder handsender (zoe, i-miev) vorheizen ist das beste mittel um strom zu sparen. beim i-miev kann ich sogar per remote angeben ob ich nur die frontscheibe auftauen möchte oder den ganzen wagen heizen.
der i-miev heizt mit seinem 5kW-ptc (MAX-taste) soleflüssigkeit auf und ist in hausinternen tests erheblich schneller warm als der verbrennerbruder. ist diese art der heizung (nachträglich isoliert) einmal aufgeheizt (steckdose), bleibt die wärme auch bei einkaufsstopps schön erhalten und ist sofort da.
für den e-nv200 gibt es (natürlich nicht in deutschland) kaum sichtbare original nissan pvc-vorhänge die das innenraumvolumen erheblich verkleinern. so kann der verbrauch winters wie sommers erheblich reduziert werden.
die zukunft wird uns rollende passivhäuser bringen. alle fahrzeuge sind stand heute lächerlich isoliert. da werden die deutschen hersteller gegenüber den marktführern aufzuholen wissen. es wird auch viel mit elektrischen flächenheizungen an türverkleidungen und dachhimmel experimentiert.
noch nicht lange gibt es für den ZOE beheizte fussmatten. wer mag sie mal testen?
[…] Heute stand die nächste große Fahrt an. Wieder 420 km. Nur, dass diesmal Regen und starker Wind dazu kamen. Beides reduzierte die Reichweite erheblich (dazu passt übrigens ein Artikel von Jana Höffner). […]
Die Luftdichte ist temperaturabhängig und nimmt mit sinkender Temperatur deutlich zu.
Im Absatz „Der Fahrstil“ ist die Formel für den Luftwiderstand angegeben. Darin ist die Luftdichte enthalten. Ein Temperaturunterschied von nur 20° erhöht die Luftdichte – und damit den Luftwiderstand und Energieverbrauch – um etwa 7%. 25° ergeben etwa 9% und 30° etwa 11% mehr Energieverbrauch.
(https://de.wikipedia.org/wiki/Luftdichte)
Somit lässt schon die Physik im Winter keine Reichweitenrekorde zu. Winterreifen und Heizung tun ihr Übriges.
Aber als E-Auto Fahrer weiß man, dass man im Winter nicht ganz so weit kommt und arrangiert sich damit. Und während die Kollegen am Firmenparkplatz draußen Eis kratzen, habe ich schon das Vorheiz-Knöpfen auf der ZOE-Fernbedienung gedrückt und steige kurz danach in das eisfreie und warme Auto ein… 🙂